Ein Rückblick auf das Düsseldorfer Kulturjahr 2023

In unserem zweiten Jahresrückblick zum Thema Kultur schauen wir uns einige der Ausstellungen und Kulturevents aus dem vergangenen Jahr an.

Düsseldorf – Düsseldorf ist ein Kunst- und Kulturmetropole und auch in diesem Jahr gab es wieder zahlreiche Ausstellungen und Konzerthighlights, die Kulturfans nach Düsseldorf gezogen haben.

Das NRW-Forum Düsseldorf widmete der britischen Fotografin Alison Jackson vom 3. März bis 14. Mai 2023 mit „Truth is dead“ die erste Einzelausstellung in Deutschland mit rund 80 Fotografien. Mithilfe von Schauspieler*innen und Doppelgänger*innen inszeniert Alison Jackson vermeintliche Paparazzi- oder Dokumentaraufnahmen berühmter Persönlichkeiten wie Donald Trump, Marilyn Monroe, der Royal Family, Justin Bieber oder Angela Merkel. Jacksons Bilder spiegeln Sehnsüchte, spielen mit der Wahrnehmung und hinterfragen die Wahrheitsbehauptung der Fotografie. Unsere Gesellschaft ist besessen vom Leben der Prominenten: Paparazzi verfolgen Stars und Boulevardmedien inszenieren tagtäglich deren Geschichten. Privatsphäre wird öffentlich und das Leben der anderen zum konsumierbaren Produkt. Es bleibt die Frage, was echt ist und was gestellt und ob dieser Unterschied wirklich noch von Interesse ist. Eine drastische Antwort formulierte die britische Fotografin Jackson 2020: „Die Wahrheit ist tot. Nichts, was uns gezeigt wird, ist vertrauenswürdig, alles kann gefälscht sein und nichts ist authentisch. Was macht dieses Wissen mit uns?“

In „Truth is dead“ zeigte die Künstlerin Alison Jackson, dass man nicht immer glauben kann, was man sieht. (Foto: xity)

Das NRW-Forum Düsseldorf präsentierte zeitgleich mit „Truth is dead“ die Ausstellung „Out of sight“, die erste Retrospektive des Fotokünstlers Andreas Gefeller. Andreas Gefeller betrachtet den Lebensraum des Menschen und zeigt unbekannte Welten auf: Der Düsseldorfer Fotograf beschäftigt sich mit der technologisierten Gesellschaft und einer vom Menschen dominierten Natur. Von Gefellers Anfängen in der analogen und digitalen Fotografie bis zu den jüngsten Arbeiten, die an 3D-Renderings erinnern – die Ausstellung umfasst 60 Werke aus seinem gesamten Schaffen von 2000 bis heute. Die Präsentation verdeutlicht seinen experimentellen Umgang mit dem Medium, durch den er den fotografischen Prozess selbst zum Thema macht. Andreas Gefeller fordert die visuelle Wahrnehmung heraus: Kategorien wie Groß und Klein, Hell und Dunkel, Farbig und Farblos werden neu bestimmt, das Verhältnis zur Realität immer wieder hinterfragt. Zu seinen Arbeitsweisen zählen das Collagieren digitaler Einzelbilder, Langzeit- Kurzzeit- und Überbelichtungen, Aufnahmen bei Nacht, aus großer Höhe und ungewöhnlichen Perspektiven. So gewinnt er aus scheinbar vertrauten Orten noch nicht dagewesene, verborgene Bilder. Kulissenhafte Aufnahmen von Ferienanlagen bei Nacht, konstruierte Aufsichten auf urbane Räume oder in Licht ertränkte Stadtansichten veranschaulichen Phänomene moderner Gesellschaft. In dieser Spurensuche zeigt sich die Zivilisation, obwohl der Mensch abwesend bleibt.

„Out of sight“ war die erste Retrospektive mit Werken von Andreas Gefeller. Er präsentierte surreal wirkende Fotografien (Foto: xity)

Die Kunsthalle Düsseldorf zeigte vom 11. März bis 4. Juni 2023 mit „There are a couple of things that bother me“ die erste Überblicksausstellung des deutschen Künstlers Peter Piller im Rheinland. Peter Piller ist seit 2018 Professor an der nahegelegenen Kunstakademie Düsseldorf und leitet dort die Klasse für Freie Kunst. Bereits während des Studiums in Hamburg begann Piller seine Arbeit am Archiv Peter Piller, in dem Tausende von Bildern und Fotos, die er akribisch aus bestehenden Quellen, wie Zeitschriften, dem Internet, Ansichtskarten oder Luftbildaufnahmen sammelte, geordnet, kategorisiert und in Serien zusammengestellt werden. Wichtigste Arbeitswerkzeuge sind dabei immer eine genaue Beobachtungsgabe und ein feinsinniger Humor, die es Piller ermöglichen, in höchst banal und trivial erscheinenden Bildern serielle, kuriose und ungewöhnliche Elemente zu entdecken und mit anderen in Beziehung zu bringen. So entstand zum Beispiel das, auf 20.000 Luftaufnahmen basierende und in 23 Serien kategorisierte, Luftbildarchiv von erde schöner, an dem Piller seit 2002 arbeitete.

Mit „There are a couple of things that bother me“ zeigte die Kunsthalle die erste Übersichtsausstellung mit Werken von Peter Piller im Rheinland. (Foto: xity)

Die Galerie Geuer und Geuer Art in Düsseldorf zeigte vom 20. April 2023 bis 26. Mai 2023 die Ausstellung „Ent-Fernte Welten“ mit Werken von Dieter Nuhr. Nuhr fotografiert auf seinen Reisen viel. 90 Länder hat er so bisher besucht und vor allem Landschaften aufgenommen. So zeigt die Ausstellung Bilder aus Nepal, Italien, aus dem Senegal und dem nahegelegenen Ratingen. „Ich bin ein klassischer Flanierer,“ erklärt Nuhr. „Ich gehe rum und fotografiere was ich sehe. Insofern kommen die Motive eher zu mir, als ich zu ihnen.“ Die so entstehenden Fotografien bringt Nuhr dann ins heimische Atelier, wo sie bearbeitet und digital übermalt werden. Dazu programmiert der Künstler seine eigenen Pinsel und belegt sie mit Betonstrukturen und Farbe um Texturen zu schaffen, die in den eigentlichen Fotografien nicht vorhanden waren. „Landschaften waren für mich als reine Fotos keine Bilder,“ so Nuhr. „Es war für mich zu banal, sie so zu zeigen, wie ich sie fotografiert habe. Aber in der Erinnerung passiert etwas mit Bildern. Man löscht Details, man setzt Bilder zusammen, in der Erinnerung zerfließt alles. Ich habe versucht, in der malerischen Arbeit mit den Landschaften diesen Vorgang des Erinnerns sichtbar zu machen und Details verschwinden zu lassen.“

Dieter Nuhr zeigte in der Ausstellung „Ent-Fernte Welten“ zahlreiche Fotografien und Zeichnungen, die auf seinen Reisen entstanden sind (Foto: xity)

Am Donnerstag, 30. Juni 2023, feierte die Ausstellung „Waves“ der Künstlerin Tina Reichel Vernissage im Wirtschaftsclub Düsseldorf. Rund 100 geladene Gäste waren zur Vernissage erschienen. Zu sehen sind Werke der Reihe „Waves“, die aus abstrakten Malereien und Skulpturen von Tina Reichel bestehen. „Die Werke spiegeln meine pure Emotion wider“, erklärt Reichel. „Ich denke in Formen und Farben und so sieht man auch in den einzelnen Werken, wie ich mich fühle. Egal, ob das jetzt ein Glücksgefühl ist oder ob das eine Wut ist oder ob das eine Sensibilität, eine Leidenschaft ist, also pure Emotion.“ Tina Reichel ist eine Künstlerin, die internationale Ausstellungen, unter anderem in London, Zürich und zahlreichen deutschen Metropolen hatte. Als einzige deutsche Künstlerin stellte sie darüber hinaus bei der Art Expo in Dubai aus. Kuratiert wurde die Ausstellung „Waves“ von Anja Katharina Bezold: „Es ist für mich eine ganz besondere Ehre, die Erfurter Künstlerin Tina Reichel hier in Düsseldorf begleiten zu dürfen. Wir haben in dieser Ausstellung eine ganz tolle Mischung aus Kunstwerken von Tina Reichel.“ Die Skulpturen, oder auch „Cocoons“ haben in zahlreichen Ausstellungen internationale Bekanntheit erlangt.

Die Kuratorin Anja-Katharina Bezold (l.) präsentierte die Ausstellung „Waves“ der Künstlerin Tina Reichel (r.) im Wirtschaftsclub Düsseldorf (Foto: xity)

Am Pfingstwochenende, vom 26. bis zum 28. Mai 2023, fand in Düsseldorf die 29. schauinsland-reisen Jazz Rally statt. 63 Konzerte auf 19 Bühnen, boten den Besucherinnen und Besuchern der Jazz Rally 2023 wieder einen bunten Mix aus Swing, Jazz, Hip-Hop, Soul und Funk. An einem Wochenende konnten die Fans hier über 5.555 Minuten Musik genießen. Mehr als die Hälfte der Konzerte der diesjährigen Jazz Rally waren Open-Air und kostenlos. So konnte wirklich jeder an diesem Wochenende erstklassige Musik genießen. Leider musste der Veranstalter der Jazz Rally, Destination Düsseldorf, dieses Jahr das Aus der Jazz Rally bekannt geben. In den kommenden Jahren soll es aber ein neues Format geben, die die Lücke im Kulturkalender füllen soll. Man darf also gespannt sein.

Bei der schauinsland-reisen Jazz Rally bekamen die Gäste einiges zu hören. Leider war dies die letzte Jazz Rally, aber in den kommenden Jahren will der Veranstalter Destination Düsseldorf ein neues Format ins Leben rufen (Foto: xity)
xity.de
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