Außenamt: Niemand sollte sich auf problemlose Evakuierung aus Libanon verlassen

Das Auswärtige Amt hat Deutsche im Libanon dazu aufgerufen, nicht auf eine mögliche Evakuierungsaktion zu warten, sondern sofort auszureisen.

Das Auswärtige Amt hat Deutsche im Libanon dazu aufgerufen, nicht auf eine mögliche Evakuierungsaktion zu warten, sondern sofort auszureisen. „Eine Evakuierungsoperation ist keine Pauschalreise und trotz aller Sicherheitsmaßnahmen mit Gefahren und Unsicherheiten verbunden“, hieß es nach einer erneuten Sitzung des Krisenstabs der Bundesregierung am Dienstag aus dem Ministerium. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) forderte alle Deutschen auf, „unsere Reisewarnungen ernst zu nehmen“.

In Nahost wird seit Tagen ein groß angelegter Angriff des Iran und der mit ihm verbündeten Hisbollah-Miliz im Libanon auf Israel befürchtet. Hintergrund ist die Tötung von Hamas-Chef Ismail Hanija in Teheran sowie des ranghöchsten Hisbollah-Kommandeurs Fuad Schukr im Libanon.

Niemand solle sich „darauf verlassen, dass eine Evakuierung aus Libanon problemlos möglich sein wird“, hieß es im Auswärtigen Amt. „Vielmehr sollten die jetzt noch vorhandenen Ausreisemöglichkeiten dringend genutzt werden.“ Dabei gebe es trotz der Lage auch weiter kommerzielle Angebote, um zumindest über Umwege nach Deutschland zu kommen. „Wir fordern alle Deutschen in Libanon weiter mit Nachdruck dazu auf, das Land zu verlassen und sich auf der Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amts zu registrieren.“

Die Lage in Libanon heute sei „eine andere, als bei der letzten Evakuierung 2006“, hieß es im Außenamt. „Viele der damaligen Ausreiserouten sind heute nicht mehr oder nur noch eingeschränkt nutzbar.“ Wegen des Libanonkrieges 2006 zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz hatte es damals eine groß angelegte, international abgestimmte Evakuierungsaktion für ausländische Staatsbürger gegeben. Dabei wurden von der Bundesregierung tausende Menschen nach Deutschland gebracht.

Bei der Sitzung des Krisenstabs am Dienstag sei es „um weitere vorbereitende Maßnahmen für den Fall einer Lageverschlechterung“ gegangen, hieß es aus dem Auswärtigem Amt weiter. „Der Krisenstab ist auf unterschiedliche Lageentwicklungen eingestellt und jederzeit handlungsfähig.“ Dabei stimmen sich insbesondere Verteidigungs- und Außenministerium eng ab.

„In diesen Tagen steht der Nahe Osten erneut an einem Scheideweg“, schrieb Außenministerin Baerbock im Online-Dienst X. „Ich appelliere eindringlich an alle in der Region, den Pfad der immer weiteren Eskalation zu verlassen.“ Es gebe noch Möglichkeiten, „das Ruder herumzureißen. Eskalation ist kein Automatismus“.

Die Chance auf einen humanitären Waffenstillstand im Gaza-Krieg sowie die Freilassung von Geiseln und die Linderung des Leids der Bevölkerung dürfe „jetzt nicht verspielt werden“, fuhr die Außenministerin fort. „Darauf müssen sich alle Bemühungen konzentrieren. Dies wäre auch ein Beitrag zur regionalen Deeskalation.“
© AFP

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