In den ostdeutschen Bundesländern außer Berlin ist die Zahl der deutschen Beschäftigten zwischen 2022 und 2023 zurückgegangen – ausländische Beschäftigte konnten diesen Rückgang laut einer Studie etwas ausgleichen. Vor allem Sachsen und Brandenburg profitierten schon heute von Zuwanderern, erklärte das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln am Freitag.
In Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg litten tausende Unternehmen unter fehlenden Fachkräften, erklärten die Forschenden. In Sachsen etwa sei die Zahl der deutschen Arbeitnehmerinnen und -nehmer von 2022 bis 2023 um rund 7500 gesunken. Mit einem Zuwachs von 14.800 Beschäftigten haben laut IW internationale Arbeitskräfte diesen Rückgang nicht nur ausgeglichen, sondern sogar für ein Beschäftigungswachstum gesorgt. Menschen von außerhalb der EU machten dabei mit rund 8700 den größten Anteil aus.
„Ausländer klauen den Deutschen nicht ihre Arbeitsplätze – wie mancher meint -, sondern tragen wesentlich zum Beschäftigungswachstum bei“, erklärte IW-Experte Fabian Semsarha. „Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag, um unseren Wohlstand zu sichern.“
Die Studie des IW beruht auf einer Sonderauswertung der Bundesagentur für Arbeit. Die IW-Wissenschaftler berechneten, wie sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Bundesland und Staatsangehörigkeit im Jahresdurchschnitt zwischen Juli 2021 bis Juni 2022 und Juli 2022 bis Juni 2023 veränderte. Sie unterschieden dabei zwischen Deutschen, EU-Zuwanderern und Fachkräften aus der Schweiz sowie aus anderen Drittstaaten.
In ganz Deutschland gab es laut einer früheren IW-Studie im vergangenen Jahr 570.000 offene Stellen für qualifizierte Fachkräfte. Die Lage wird sich demnach in den kommenden Jahren weiter verschlechtern, denn die geburtenstarken Jahrgänge gehen in Rente und die nachrückenden Generationen können die Lücke, die die Baby-Boomer hinterlassen, nicht schließen. Deutschland braucht laut IW Fachkräfte aus dem Ausland – und zwar aus Ländern außerhalb der EU, denn andere europäische Staaten stehen vor ähnlichen Problemen.
Laut der aktuellen Studie trugen zwischen 2022 und 2023 Arbeitskräfte aus Drittstaaten 62 Prozent des Beschäftigungswachstums hierzulande; Deutsche hingegen nur 14 Prozent. Das Beschäftigungswachstum ist laut IW ein wichtiger Gradmesser für die wirtschaftliche Lage: Steige die Zahl der Beschäftigten, so sei das ein Zeichen dafür, dass Unternehmen einen höheren Bedarf an Arbeitskräften haben und mehr Menschen einen geeigneten Arbeitsplatz finden. Das wiederum führt zu mehr Ausgaben und Investitionen, was die Wirtschaft belebt.
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