Das Kabinett berät am Mittwoch über Gesetzesänderungen, die das Abscheiden und Speichern von CO2 ermöglichen – Umweltverbände warnen jedoch entschieden vor dieser Technologie. „Es ist die Zeit für Pragmatismus – auch für Klima-Pragmatismus“, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) der „Rheinischen Post“ vom Mittwoch. „Heute legen wir im Kabinett ein Industriepaket vor: Wir ermöglichen CCS und CCU – also die Abscheidung, Speicherung und Nutzung von CO2.“
Er selbst habe CCS „vor zehn, 15 Jahren kritisch gesehen“, sagte Habeck. „Aber es ist für die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie und für pragmatischen Klimaschutz entscheidend.“ Diese und weitere Technologien seien „Treibstoffe für die Industrie der Zukunft“.
CCS steht für Carbon Capture and Storage: Bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehendes Kohlendioxid wird nicht in die Atmosphäre ausgestoßen, sondern abgeschieden und dann dauerhaft in tiefliegenden geologischen Gesteinsschichten eingespeichert. CCS gilt als Beitrag zum Klimaschutz in Bereichen, in denen CO2 nicht gänzlich vermieden oder eingespart werden kann. Daneben gibt es noch die CCU-Technologie (Carbon Capture and Utilization), bei der das CO2 nach der Abscheidung genutzt wird.
„Die Verpressung von CO2 täuscht eine Lösung nur vor“, kritisierte Greenpeace die Pläne. Die Methode sei „viel zu teuer, aufwändig und bräuchte Jahrzehnte bis zur Umsetzung“. Außerdem sei sie nicht ausreichend erprobt: So sei etwa unklar, wie lange die geplanten CO2-Endlager „dicht halten“.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) sieht „massive Gefahren für das Ökosystem Nordsee“, dem geplanten Einsatzgebiet, und forderte die Kabinettsmitglieder auf, den Entwurf abzulehnen. „Statt auf den knappen Flächen in der Nordsee Konflikte zwischen notwendiger Offshore-Windenergie und fossilen Speichern heraufzubeschwören, brauchen wir klare Prioritäten für Energiewende und Meeresschutz“, forderte die DUH.
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