75. Meisterfeier der HWK Düsseldorf

Zum 75. Mal ehrte die Handwerkskammer Düsseldorf einen neuen Meisterjahrgang mit einem Festakt: der Zentralen Düsseldorfer Meisterfeier, der größten Saalveranstaltung des deutschen Handwerks.

Düsseldorf – Mehr als 2.500 Gäste füllten die Tribünen im Düsseldorfer „Dome“ und – nach „offiziellem“ Programmteil mit wertschätzenden und pointierten Ansprachen – auch das zum Dancefloor umgewandelte Infield. Feiern ließ sich die größte Jungmeister-Kohorte seit zehn Jahren. Emotionaler Höhepunkt: Ein Defilee der 18 jahresbesten Prüfungsabsolventen, die ihre Meisterurkunde auf offener Bühne aus den Händen von NRW-Regierungschef Hendrik Wüst entgegennehmen konnten.

„Allen frischverbrieften Jungmeistern hier vor Ort gebührt großer Respekt und Anerkennung vor Ihren Leistungen und Fertigkeiten. Ihr Know-how ist ein wichtiger Baustein sowohl für Ihre individuelle Karriere als auch für die erfolgreiche Zukunft des Handwerks,“ beglückwünschte der Ministerpräsident in seiner Festansprache den Führungskräfte-Nachwuchs in der Halle – bevor er seine Würdigung auf das gesamte Handwerk und dessen Stellenwert für die anstehenden infrastrukturellen Großaufgaben im Land erstreckte: „Die Herausforderungen sind nur mit einem starken Handwerk lösbar, sei es bei der Energiewende, der Digitalisierung oder im Wohnungsbau. Fachkräfte sind entscheidend für den Erhalt des Industrie- und Wirtschaftsstandorts Nordrhein-Westfalen. Meisterinnen und Meister sind entscheidend für die Zukunft ihres Handwerks, für Unternehmensnachfolgen und für die Schaffung von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen. Der Meisterbrief ist das Qualitätsmerkmal im Handwerk und steht für exzellentes Können in Praxis und Theorie,“ stellte Wüst den Zusammenhang zur ausgeprägten Qualifikationskultur des Wirtschaftssektors her. „Darum hat die Landesregierung mit großem Erfolg und Anklang in der Branche auch die Meisterprämie eingeführt,“ betonte Wüst.

„Jahre und Monate“ hätten die Jungmeisterinnen und -meister in ihre Fortbildung und Prüfung investiert, „oft neben der Arbeit. Manche haben eine Familie gegründet. Einige mussten vielleicht auch Rückschläge verkraften. Nichts davon konnte euch aufhalten,“ hatte der Gastgeber, Kammerpräsident Andreas Ehlert, der neuen „Meisterklasse“ in seiner Eröffnungsansprache zuvor bereits höchste Anerkennung gezollt – aber auch nicht mit Lobworten an die Adresse des Spitzengastes gespart: Als „Spitzenpolitiker mit Wurzeln im ländlichen Raum“ verstehe Hendrik Wüst „schon intuitiv, dass Nordrhein-Westfalen das Land eines starken Mittelstandes sein müsse“. Ehlert bezeichnete seinerseits die von der NRW-Administration zum 1.7.2023 neu eingeführte Meisterprämie für erfolgreiche Meisterabsolvierende als „einen Meilenstein auf dem Weg zur Gleichstellung von akademischer und Beruflicher Bildung.“ Diese müsse nun allerdings „auch gesetzlich fest verankert werden.“

Mit Blick auf die Zukunftsperspektiven der Meisterabsolventen – knapp jeder zweite von ihnen plant nach eigener Angabe laut einer Umfrage der HWK fest, sich selbstständig zu machen oder hat diesen Schritt bereits vollzogen – mahnte Ehlert Steuer- und Abgaben- sowie Bürokratie-Entlastung an. „Die Meisterinnen und Meister des Handwerks leben Freiheit und Eigenverantwortung. Sie brauchen die Perspektive, dass es sich lohnt, einen Betrieb zukunftsfest aufzustellen. Sie brauchen die Ermutigung, das Wagnis einer Existenzgründung auch auf sich zu nehmen,“ appellierte der Handwerkspräsident an ein der unternehmerischen Verantwortung angemessenes Mind-Set in der handelnden Regierungspolitik.

Aktuell beurteile ausweislich einer Umfrage der HWK fast die Hälfte der antwortenden Jungmeister die Rahmenbedingungen für eine Existenzgründung als „mittelmäßig“. Insbesondere beim Bürokratieabbau dürfe „es nicht länger beim guten politischen Willen bleiben“, forderte Ehlert. „Jede neue Regulierung, jedes Gesetzesvorhaben muss sich daran messen lassen, ob es auch für kleine Unternehmen erfüllbar ist.“ Als „politische Hausaufgabe“ gab der Handwerkspräsident dem Spitzengast außerdem noch eine aus Sicht der Meisterschüler besonders dringliche Bitte mit, die aktuell notleidende Bearbeitung der Meister-Bafög-Anträge zu beschleunigen: „Es kann nicht sein, dass am Ende der Meisterbrief schneller vorliegt als der Bafög-Bescheid!“

Der Meisterjahrgang 2023 fällt durch einige besondere Merkmale auf. So antworteten mit 93 Prozent der von der Kammer Befragten so viele Meisterabsolventen wie noch bei keiner Vergleichsumfrage zuvor, sie wollten ihr erworbenes Wissen und Können demnächst als Ausbilder an die nächste Generation weitergeben. In der strukturellen Zusammensetzung des Meisterjahrgangs kletterte die Zahl der weiblichen Fortbildungsabgänger erstmals seit einer halben Dekade wieder: um immerhin drei Prozentpunkte auf 23 Prozent. Als positiv für den Transformationsbedarf der Wirtschaft darf auch der weitere Anstieg an Absolvierenden in den für die Energiewende besonders wichtigen Meisterbranchen SHK (von 90 auf 106) und Elektrotechnik vermerkt werden. Und: Jeder Elfte, der sein Qualifizierungsziel erreichte, ist diesmal ausländischer Nationalität – ebenfalls ein Anstieg, und Beleg für die unveränderte Attraktivität der „Marke“ Meister auch jenseits der Landesgrenzen. Meisterurkunden krönen eine „Karriere mit Lehre“ von Aspiranten unter anderem aus der Dominikanischen Republik, aus Indien, Kirgisistan und Taiwan und zweimal auch aus der kriegsgeschüttelten Ukraine.

Im Kammerbezirk selbst hält Düsseldorf den Spitzenrang an Prüfungsteilnahmen (89), vor den Umlandkreisen Mettmann (76), Viersen (70) und Neuss (67). Vom Unteren Niederrhein stammen 115 neue Meisterinnen und Meister (Kr. Kleve: 59; Kr. Wesel: 56); in Essen stehen dem Handwerk 50 qualifizierte Nachwuchsführungskräfte zur Verfügung.

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