Antisemitismusbeauftragter Klein mahnt neue Formen für das Holocaust-Gedenken an

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung hat anlässlich des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus neue Formen für das Holocaust-Gedenken angemahnt.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat neue Formen für das Holocaust-Gedenken angemahnt. „Wir müssen neue Formate finden, um die breite Bevölkerung und insbesondere die junge Generation emotional anzusprechen“, sagte Klein den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Samstag anlässlich des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.

Es gebe heute nur noch wenige Überlebende, die persönlich Zeugnis ablegen und von den Verbrechen der Shoa berichten könnten, sagte Klein. Erinnerung sei daher eine Herausforderung.

Eine besondere Verantwortung sieht Klein bei den Gedenkstätten: „Sie sollten digitaler und auch mobiler werden, um gerade junge Menschen da ‚abzuholen‘, wo sie sich gerne aufhalten – und zwar nicht nur in den sozialen Medien, sondern auch ganz real im Sportverein oder in der Musikschule“, sagte der Antisemitismusbeauftragte den Funke-Zeitungen.

Um eine solche Erneuerung zu leisten, benötigten die Betreiber der Einrichtungen allerdings ein verlässliches Maß an Planungssicherheit von Bund und Ländern, gerade in finanzieller Hinsicht. Hier müsse der Staat besser werden.

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) rief derweil die Schulen auf, das Gedenken an den Holocaust lebendig zu halten. „Das Leid von Jüdinnen und Juden ist nicht Geschichte“, sagte die Ministerin den Funke-Zeitungen. „Gegen Antisemitismus und Judenhass vorzugehen, ist leider aktueller und notwendiger denn je.“

„Auf Straßen, in sozialen Medien, Universitäten und Schulen: Überall begegnet uns Hass auf Jüdinnen und Juden“, sagte Stark-Watzinger weiter. Um die Erinnerung an den Holocaust lebendig halten, seien „engagierte Lehrkräfte und zeitgemäße Zugänge wie durch soziale Medien zentral“.

Der Antisemitismusbeauftragte Klein warnte allerdings, manchmal seien es Lehrer, die Antisemitismus verbreiten würden. „Antisemitismus im Schulbetrieb geht nicht nur von Schülern, sondern auch von Lehrern aus, insbesondere wenn es um Israel geht“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung vom Samstag. Aus solchen Fällen müssten Schulleitungen und Behörden Konsequenzen ziehen.

„Das hat nichts damit zu tun, dass man die israelische Politik nicht kritisieren dürfte, die völkerrechtswidrige Siedlungspolitik oder einzelne Aktionen der israelischen Armee“, sagte Klein. „Aber es geht nicht, dass antisemitische Narrative von den Lehrkräften entweder selber verbreitet oder nicht als solche erkannt und daher nicht sanktioniert werden.“

Am Samstag wird international der Opfer des Holocaust gedacht. In Deutschland ist der Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus seit 1996 ein gesetzlich verankerter Gedenktag. Er erinnert an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau vor 79 Jahren, am 27. Januar 1945. In der Bundesrepublik sind zahlreiche Kranzniederlegungen und Gedenkveranstaltungen geplant.
© AFP

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