Kurz nach der Anklageerhebung in Berlin gegen einen früheren Offizier der argentinischen Militärdiktatur der 70er Jahre ist bekannt geworden, dass der Mann bereits starb. Die Generalstaatsanwaltschaft erhob in diesem Monat Anklage wegen Mordes in 23 Fällen, wie sie am Donnerstag mitteilte. Am Mittwoch sei dann bekannt geworden, dass der Deutsch-Argentinier schon seit Oktober tot sei.
Er sei mit 75 Jahren eines natürlichen Todes gestorben. Ihm wurde vorgeworfen, von August 1976 bis Januar 1977 auf einem Marinestützpunkt als zweiter Kommandant eine Einheit von sogenannten taktischen Tauchern befehligt zu haben.,23 junge Menschen, die sich linksgerichteten Gruppen angeschlossen oder mit solchen Gruppen zu tun hatten, seien in dem Zeitraum festgenommen und mit Wissen des Angeschuldigten auf der Marinebasis schwer misshandelt und gefoltert worden. Später seien die Opfer entweder an andere Orte gebracht, scheinbar freigelassen und hinterrücks erschossen oder bei sogenannten Todesflügen erschossen worden.
Nach einer Razzia bei dem Mann im Januar hatten die Ermittler genauer erklärt, wie das abgelaufen sein soll: Den Oppositionellen sei ein angebliches Mittel gegen Reisekrankheit verabreicht worden, bei dem es sich in Wirklichkeit um ein Betäubungsmittel handelte.
Dann seien sie aus großer Höhe aus Flugzeugen lebend ins Meer oder eine Flussmündung geworfen worden. Der Deutsch-Argentinier soll persönlich involviert gewesen sein und unter anderem als Mitglied eines Gremiums entschieden haben, welche Opfer nicht ausnahmsweise freizulassen, sondern zu töten seien.
Die Berliner Generalstaatsanwältin Margarete Koppers erklärte: „Der Tod des Angeschuldigten setzt den jahrzehntelangen Bemühungen der Angehörigen wie Ermittlungsbehörden in Argentinien und Deutschland ein jähes Ende, die Gräueltaten am Marinestützpunkt Mar del Plata/Argentinien auch in diesem Verfahren aufzuklären.“ Das sei für die Angehörigen der Opfer „schwer zu ertragen und sehr schmerzhaft“. Koppers sprach ihnen ihr Mitgefühl aus.
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