Krefeld – „Der Ort hat mich sofort gepackt, und ich wollte dort ein Kunstprojekt machen“, sagt Reich. Über einen Bericht in einer Zeitung wurde sie auf das Areal aufmerksam. Die Verbindung von früher und heute, Geschichte und Kunst fasziniert sie. In ihrer künstlerischen Auseinandersetzung stellt sie so den historischen Raum dem heutigen realen Ort auf einem Wiesengelände an der Kreuzung Charlottering/Ecke Werner-Voß-Straße gegenüber. Dabei geht sie den Fragen nach: Wie wird dieser ehemalige heilige Hain,später Tempel-Bezirk, heute genutzt? Kann man noch die besondere Energie spüren? Ist dieser Ort auch heute noch etwas Besonderes? Diese Fragen stellte sie auch Menschen, die regelmäßig in diesem Areal Zeit verbringen. Das Kunstprojekt wird durch das Kulturbüro der Stadt Krefeld gefördert.
Archäologen unter der Leitung von Dr. Christoph Reichmann, dem ehemaligen Leiter des Museums Burg Linn, brachten 1988 dort die heute als „Heiligtum von Elfrath“ bezeichnete Anlage zum Vorschein. Nach Reichmann handelt es sich bei dem Bauwerk um einen klassischen Podiumstempel, der für ein ländliches Heiligtum ungewöhnlich ist und zu dem es in den germanischen Provinzen des Römischen Reiches keine Entsprechung gibt. Die Grundmauern des Tempels weisen auf eine Größe von 16 mal 10,5 Metern hin, der „heilige Bezirk“ erstreckt sich über eine Fläche von 127 mal 55 Metern. Rings um den Tempel entdeckte man Podeste von Weihesteinen und einen Opferschacht. Die Archäologen datieren den ursprünglich sehr massiven Steintempel auf das 2. Jahrhundert nach Christus. Sie gehen davon aus, dass an dieser Stelle bereits in vorrömischer Zeit ein Heiligtum existierte.
Auf dem Areal hatte sie vielfache Begegnungen, mal zufällig mit Menschen, die dort mit ihren Hunden spazierten. Oder an einem Abend mit einer Gruppe Jugendliche, die überrascht auf ihr Vorhaben reagierten. „Toll, dass sich Menschen mit Kunst beschäftigen, meinten sie. Mit so einer Antwort hatte ich in der Situation nicht gerechnet“, berichtet die Künstlerin. Und einer von ihnen meinte noch: „Es gibt hier eine besondere Akustik, man fühlt sich weit entfernt von allem.“ Eine ehemalige Lehrerin einer benachbarten Grundschule besuchte die Künstlerin an einem offiziell angekündigten Termin ganz gezielt. Sie brachte diverse Unterlagen mit und erzählte, dass sie mit ihren Schülern regelmäßig das Heiligtum im Rahmen der Heimatkunde besuchte. „Es kamen ganz unterschiedliche Menschen mit verschiedenen Beweggründen an diesen Ort“, so Reich. Da es sich um ein offenes Projekt handelt, kam sie dann auf die Idee, ihre Begegnungen in Tonfiguren zu manifestieren. Diese überzog sie mit einer Silberglasur, unter anderem eine Person mit einem Hund. Bei allen Aufeinandertreffen stellte sie sich angesichts eines heiligen Ortes eine weitere Frage: Was ist eigentlich ein Ritual – damals und heute?
Zur Abschlussveranstaltung am Samstag, 21. Dezember, führt Claudia Reich um 15 Uhr am Heiligtum von Elfrath (Zugang und Parken im Bereich der Straße „Zur Eibe“) in das Projekt ein. Die historische Einführung wird der Archäologe Dr. Christoph Reichmann übernehmen. Die Ergebnisse und weiterführende Erkenntnisse für das Kunstprojekt „Heiligtum von Elfrath“ können ab Samstag, 21. Dezember, unter www.claudia-reich.de eingesehen werden. Ein von der Künstlerin erstellter KunstHistorie-Flyer lädt ein, sich über die Geschichte und das Kunstprojekt zu informieren. Zudem gibt es Postkarten mit Abbildungen und Besucherzitaten.