Das Risiko einer Ölkatastrophe sei seit Beginn des Ukraine-Krieges und Inkrafttreten der Sanktionen gegen Russland stark gestiegen, erklärte die Organisation am Dienstag in Hamburg. Sie wertete für ihre Recherche Schiffsdaten von 2021 bis 2024 aus. Zudem wurden entlang der Tankerrouten GPS-Bojen ausgesetzt, um die möglichen Folgen einer Ölpest zu simulieren.
Seitdem die EU den Import russischen Öls gestoppt habe, verschiffe Russland mehr Rohöl per Schiff, hält Greenpeace in dem Recherchebericht fest. Ein Sanktionspaket der G7-Staaten verbiete westlichen Reedereien und Schiffsversicherungen jedoch, sich an russischen Rohölexporten über 60 Dollar pro Barrel zu beteiligen. Russland umgehe diese Sanktionen, indem es Schiffe anderer Reedereien mit anderen Versicherungen für seine Exporte nutze.
Diese Schiffe der sogenannten Schattenflotte seien oft alt und in schlechtem Zustand. Viele Tanker sind laut Greenpeace zudem unzureichend versichert, sodass unklar ist, wer im Ernstfall für Schäden aufkommt. Vor der deutschen Ostseeküste passieren die Tanker demnach besonders gefährliches Fahrwasser – die sogenannte Kadetrinne: ein System tiefer Rinnen am Meeresgrund.
Der Recherche zufolge haben die Fahrten von Rohöltankern von den russischen Ostseehäfen entlang der deutschen Ostseeküste seit Januar 2021 um 70 Prozent zugenommen. Der gesamte Schiffsverkehr auf dieser Route sei hingegen seit Kriegsbeginn rückläufig. Gleichzeitig erhöhte sich demnach das Durchschnittsalter der eingesetzten Rohöltanker von 8,9 Jahren im Jahr 2021 auf 16,6 Jahre im Jahr 2024.
An einzelnen Tagen seien bis zu drei große Öltanker gleichzeitig vor der deutschen Küste beobachtet worden, diese könnten zusammen bis zu 328.000 Tonnen Öl transportieren. Dabei fahren die Schiffe laut Greenpeace ohne ortskundige Unterstützung wie Lotsen durch die sensible Gebiete. Käme es hier zu einer Havarie, wären der Recherche zufolge die Inseln Fehmarn sowie die Ostseebäder Warnemünde und Damp von einer Ölpest bedroht.
Die Umweltschutzorganisation forderte die Bundesregierung zum Handeln auf, „bevor es zu einem Unglück kommt“. Notwendig seien „eine Lotsenpflicht für eine sichere Passage durch viel befahrene Routen, eine ausreichenden Versicherungsschutz der Tanker und Belege für ihre Seetauglichkeit“, erklärte Nina Noelle von Greenpeace.
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