Konkret notwendig seien „der schnellere Ausbau der Erneuerbaren, die Wärmewende, eine klimafreundliche Produktion in der Industrie“, sagte Habeck den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Auch aus der Klimawissenschaft kamen eindringliche Mahnungen zu größeren Anstrengungen im Kampf gegen die Erderwärmung. „Immer häufigere Hochwasser, Katastrophen wie im Ahrtal, dieses Jahr in Bayern – sie sind eine Folge der Klimakrise“, sagte Habeck.
„Daher sind unsere Anstrengungen so wichtig, die Klimakrise einzudämmen.“ Bereits jetzt würden sich allerdings häufigere Extremwetter nicht mehr vermeiden lassen. Wichtig seien daher auch mehr Vorsorgemaßnahmen, verlangte Habeck. Es gehe um „starke Deiche, Rückhaltesysteme, mehr Raum für Flüsse“, um die Menschen besser zu schützen.
„Klar ist: Starkregenereignisse und Hochwasser werden wegen der Klimakrise häufiger“, erklärte Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne). Dies bedeute ein massives Sicherheitsrisiko. „Wir müssen unseren Flüssen mehr Platz geben“, denn „intakte Auen und Deichrückverlegungen helfen, uns vor den Folgen von Hochwassern zu schützen“, forderte Lemke weiter. Sie verwies auf das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz ihres Ministeriums, das diesen Zielen diene. Intensiv arbeite ihr Haus zudem an einer Novelle des Hochwasserschutzgesetzes.
„Das ist nicht normal, dass wir innerhalb eines Jahres mehrere Jahrhunderthochwasser erleben“, sagte auch Grünen-Parteichefin Ricarda Lang. Sie wandte sich gegen Bestrebungen, in der aktuellen Katastrophensituation nicht über Klimaschutz zu sprechen: „Einen offensichtlichen Zusammenhang zu verschweigen, ist nichts anderes als Realitätsverweigerung“, sagte Lang. „Es ist Zeit, dass wir jetzt handeln.“ Dafür sei auch mehr Geld notwendig.
„Es muss endlich mehr getan werden für den Klimaschutz“, verlangte ebenso Linke-Parteichefin Janine Wissler. Das gehe nicht ohne Investitionen, forderte sie eine Abkehr von der Schuldenbremse. „Teurer als Klimaschutz ist kein Klimaschutz“, gab Wissler zu bedenken.
„Hochwasserereignisse wie aktuell in Deutschland und unseren Nachbarländern sind klare Anzeichen des menschengemachten Klimawandels, die schon heute unser Leben beeinträchtigen“, erklärte der Klimaforscher Niklas Höhne. Mit konsequenten Maßnahmen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes ließen sich aber „zukünftige Hochwasserschäden erheblich mindern und viele katastrophale Folgen verhindern. Nichtstun sei dabei „das teuerste aller Szenarien“.
„Solange die Welt Öl, Gas und Kohle verbrennt, werden starke Regenfälle und andere Wetterextreme zunehmen und das Leben auf unserem Planeten gefährlicher und teurer machen“, warnte die Klimaforscherin Friderike Otto vom Londoner Imperial College. Die aktuelle Katastrophe sei „ein Paradebeispiel dafür, wozu der Ausstoß gigantischer Mengen an Treibhausgasen führt und wovor Wissenschaftler seit Jahrzehnten warnen“, erklärte der polnische Experte Piotr Skubala von der Universität Katowice.
Auf klare Zusammenhänge zwischen der Klimaerwärmung und den aktuellen Starkregenereignissen weisen auch Studienergebnisse des europäischen Forschungskonsortiums ClimaMeter hin. Zu entsprechenden Ergebnissen war im Juni zudem eine Studie des Deutschen Wetterdienstes (DWD) mit Blick auf den Starkregen in Süddeutschland vom Mai gekommen.
Sofortmaßnahmen zum Klimaschutz und zur Renaturierung verlangte mit Blick auf das Hochwasser auch Greenpeace-Vorstand Martin Kaiser. „Schutzwälle alleine werden uns weder jetzt noch in Zukunft vor den zunehmend bedrohlichen Auswirkungen der Klima- und Naturkrise bewahren“, warnte er in der „Rheinischen Post“.
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