Befragt wurden vor allem Ärztinnen und Ärzte sowie medizinische Fachangestellte. 43 Prozent und damit fast jeder zweite der rund 7500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gaben an, in den vergangenen fünf Jahren schon einmal selbst physisch angegriffen oder bedroht worden zu sein.
Von ihnen wurden 60 Prozent allein im vergangenen Jahr Opfer. Nur ein Viertel der schon einmal Angegriffenen oder Bedrohten ergriff jedoch weitere Schritte – sie riefen die Polizei, manche erstatteten Anzeige. 48 Prozent der Befragten finden zudem, dass die körperliche Gewalt in den Praxen in den vergangenen fünf Jahren gestiegen sei.
Ein Problem ist auch die verbale Gewalt: 80 Prozent der Befragten haben solche Angriffe im vergangenen Jahr erlebt. Viele Praxen haben laut Umfrage deshalb schon Notfallknöpfe installiert, durch Umbauten Fluchtwege geschaffen oder halten Pfefferspray griffbereit.
„Die Verrohung der Sitten ist erschreckend“, kommentierte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, die Ergebnisse. „Ein gesamtgesellschaftlicher Werteverfall trifft auf ein überlastetes und kaputt gespartes Gesundheitssystem.“ Gassen fügte hinzu: „Außerdem wecken Politik und Krankenkassen zu hohe Ansprüche nach dem Motto ‚Geht zum Arzt, da bekommt ihr alles und das sofort‘.“
Das Bundesjustizministerium arbeitet zurzeit an einer Verschärfung des Strafrechts zum Schutz von Rettungskräften. Hintergrund sind vermehrte Übergriffe auf haupt- und ehrenamtliche Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten in den vergangenen Jahren.
Das medizinische Personal in den Praxen ist in dem Entwurf nicht erwähnt. Gassen forderte Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) aber bereits auf, auch die Arztpraxen mit einzubeziehen. Diese Forderung erneuerte Gassen angesichts der Umfrageergebnisse.
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