Streetwork macht Düsseldorf sicherer

Streetwork ist ein wesentlicher Bestandteil des Projektes "Sicherheit in der Düsseldorfer Innenstadt" (SiDI).

Düsseldorf – Die pädagogische Arbeit der Streetworker von kohleG, die im Auftrag der Landeshauptstadt arbeiten, ist seit Beginn des Projekts im Mai 2022 neben ordnungsbehördlichen und baulichen Vorkehrungen unerlässlich im Bestreben, die Altstadt und das Rheinufer sicherer zu machen.

Mittel- und langfristiges Ziel des Streetworks ist es, Gewaltpotentiale bei der Zielgruppe – Jugendliche und junge Erwachsene – abzubauen. Unmittelbar werden durch die kontinuierliche Präsenz und niederschwellige Intervention Eskalationen im Keim erstickt, die sonst Körperverletzungen oder Einsätze von Polizei und Ordnungsamt nach sich ziehen könnten. Um diese Ziele zu erreichen, beobachten die Streetworker die Lage in der Altstadt und am Rheinufer, nehmen Kontakt zu Gruppen und Einzelpersonen auf, bauen Beziehungen auf und intervenieren bei Konflikten, Provokationen und Respektlosigkeiten mittels eines prall gefüllten pädagogischen Methodenkoffers – darin enthalten ist unter anderem die konfrontative Pädagogik.

„Die Streetworker, die im Auftrag der Stadt unterwegs sind, leisten einen wesentlichen Beitrag dazu, unsere Innenstadt zu einem sichereren Ort zu machen“, betont Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller. „Mehr noch als es ordnungsbehördlich möglich ist, gehen sie das Problem im Kern an, bauen Vertrauen zur Zielgruppe auf und bieten weiterführende Hilfe an. Das Besondere an ihrer Arbeit ist aber der konfrontative Ansatz: Es wird Klartext geredet. Diese Ansprache, gepaart mit der methodischen und nachhaltigen Arbeitsweise, ist das Erfolgsrezept für die gute Arbeit der Streetworker, die daher auch über das Ende des Projektes SIDI hinaus weitergeführt wird.“

„Durch unsere kontinuierliche Beziehungsarbeit seit Beginn des Projektes tragen wir dazu bei, Gewaltpotentiale nachhaltig abzubauen“, sagt Derick Addy von kohleG. „Wir sprechen die Sprache unserer Zielgruppe und konfrontieren die Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit ihrem Verhalten und ihren Einstellungen. Wir bieten aber immer auch ein offenes Ohr bei Problemen und bieten Beratung und Lösungswege an. Anhand der regelmäßigen Dokumentation unserer Arbeit können wir die Erfolge messbar machen – so sehen wir gerade in diesem Jahr, dass unsere kontinuierliche Beziehungsarbeit Früchte trägt und immer mehr junge Menschen unsere weiterführenden Unterstützungsangebote in Anspruch nehmen. Gleichzeitig beobachten wir in diesem Jahr schon deutlich weniger intensive Gewaltausbrüche und mussten deshalb auch seltener die Polizei hinzurufen.“

Auch Kontakte zu Erwachsenen und Gastronomen bestätigen dieses Bild. „Wir bekommen von Anwohnern und Unternehmern am Rheinufer zurückgemeldet, dass sich die Lage und vor allem das subjektive Sicherheitsempfinden deutlich gebessert hat“, sagt Tiemo Imhof von kohleG.

Über Beobachtungen zu Konflikten, Provokationen und Respektlosigkeiten führen die Streetworker Statistiken. Seit Juni 2022 wurden 230 solcher Fälle beobachtet. In 123 Fällen intervenierten die Streetworker aktiv, in 21 Fällen wurde OSD oder Polizei hinzugezogen. „Die Bandbreite der Fälle erstreckt sich von Spaßkämpfen und dummen Sprüchen bis zu Beleidigungen und echten Handgreiflichkeiten“, sagt Derick Addy. „Wir greifen allerdings nicht immer sofort ein. In vielen Fällen klären sich die Konflikte von alleine. Junge Menschen müssen auch den Raum erhalten, selbständig zu lernen, Konflikte vernünftig auszutragen. Nicht selten verändern sie auch schon ihr Verhalten, wenn sie merken, dass sie unter unserer Beobachtung stehen.“

Die durch die Streetworker erhobenen Zahlen zeigen außerdem eine deutliche Zunahme der Inanspruchnahme von weiterführenden Hilfen und Beratungen seitens der Zielgruppe. Waren es im vergangenen Jahr noch höchstens bis zu vier Personen pro Woche, die Beratungs- und Unterstützungsangebote wahrnahmen, liegt dieser Wert seit Beginn des Jahres 2023 konstant bei bis zu sieben Personen pro Woche. Insgesamt konnte kohleG bisher 39 jungen Menschen weiterhelfen, 28 mal wurden Klienten und Klientinnen zu anderen Facheinrichtungen begleitet und weitervermittelt. Hauptthemen bei der Beratung sind die Job- und Ausbildungsplatzsuche, Wohnungssuche, Hilfe bei Anträgen, Unterstützung bei Ämtergängen, aufenthaltsrechtlichen oder gerichtlichen Angelegenheiten.

Seit Beginn ihrer Arbeit im Mai 2022 verbuchten die Streetworker rund 750 Kontaktaufnahmen zu Jugendgruppen, davon 359 Erstkontakte. Im Schnitt werden pro Einsatztag 5,3 Gruppen kontaktiert. Während in den Sommermonaten rund acht Kontaktaufnahmen pro Einsatz verzeichnet werden, ist es in der kalten Jahreszeit verhältnismäßig ruhig. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei den Einzelpersonen: Seit Juni 2022 wurden 1.860 junge Menschen kontaktiert, durchschnittlich 13,4 pro Einsatztag. 810 waren Erstkontakte, 1.050 Wiederholungskontakte. Die Auswertung der einzelnen Monate zeigt, dass die Anzahl der wiederholten Kontakte zunächst anstieg, im Laufe der Zeit aber konstant auf einem hohen Niveau blieb. „Die Gespräche mit uns bekannten Gruppen sind oft sehr intensiv und können im Einzelfall auch schonmal anderthalb Stunden dauern“, betont Derick Addy. „Gerade im Winter, wenn weniger Menschen in der Stadt unterwegs sind, treffen wir immer wieder auf die uns bekannten Gruppen und können wichtige Beziehungspflege betreiben.“

Hintergrund: kohleG
kohleG, eine gemeinnützige Genossenschaft der Jugendhilfe, wurde im Rahmen des Projektes „SiDI“ vom Jugendamt beauftragt. Das Kernteam besteht aus fünf Streetworkern (drei Männer, zwei Frauen). Darüber hinaus gibt es acht zusätzliche Fachkräfte, die das Team regelmäßig in unterschiedlichem Umfang bei den Streetwork-Einsätzen am Wochenende auf Honorarbasis unterstützen. Die Teams sind freitags, samstags sowie vor Feiertagen zwischen 17 und 2 Uhr im Einsatz. Die Arbeit von kohleG in der Altstadt wird auch nach Beendigung des Projektes „SiDI“ weitergeführt.

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