In Deutschland sind laut einer Zählung der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) im vergangenen Jahr mehr Menschen ertrunken. Die Zahl stieg im Vergleich zum Vorjahr 2022 um 23 auf mindestens 378, wie die DLRG am Donnerstag in Hannover mitteilte. Rund 90 Prozent der Unfälle ereigneten sich demnach an Seen und Flüssen.
Nach Angaben der auf Wasserrettung spezialisierten Hilfsorganisation hängt das damit zusammen, dass die meisten Badestellen an Binnengewässern nicht durch Rettungsschwimmer kontrolliert und abgesichert werden. Im Notfall könnten diese daher auch nicht eingreifen, erklärte DLRG-Präsidentin Ute Vogt. Sie rief Menschen dazu auf, möglichst nur an bewachten Badestellen zu schwimmen.
Die meisten Menschen ertranken wie üblich während der Sommermonate, wobei die DLRG 2023 aufgrund spätsommerlicher Witterung auch im beginnenden Herbst eine ungewöhnliche Unfallhäufung registrierte. Im September starben demnach 43 Menschen – das waren 18 mehr als im Vergleichsmonat des Vorjahres 2022.
Insgesamt ertranken der Zählung zufolge 2023 mindestens 138 Menschen in Seen sowie weitere mindestens 135 in Flüssen. 27 Menschen kamen in Kanälen ums Leben, ebenso viele wie im Meer. Unter den im Meer Ertrunkenen waren demnach auch fünf Besatzungsmitglieder des Küstenmotorschiffs „Verity“, das im Oktober nach einer Kollision mit einem Massengutfrachter auf der Nordsee unterging.
Mehr als drei Viertel der Ertrunkenen waren Männer, die genaue Quote lag bei 79 Prozent. Dies entspricht der langjährigen Erfahrung, wonach Männer sehr viel häufiger beim Baden tödlich verunglücken. In der Altersgruppe der Kinder unter zehn Jahren ereigneten sich laut DLRG im vergangenen Jahr 16 tödliche Unfälle.
„Das Bewusstsein der Menschen für die Gefährdung von Kindern im Wasser hat sich eindeutig verbessert“, erklärte Vogt dazu. In den 2000er Jahren habe die DLRG im Jahr durchschnittlich noch 45 Todesfälle bei den Kindern unter zehn Jahren gezählt. Die Verbandspräsidentin erinnerte in diesem Zusammenhang an die Bedeutung des Schwimmunterrichts für Grundschulkinder. Dieser gehöre genau so „zur Grundausbildung“ wie Lesen, Schreiben und Rechnen, betonte Vogt.
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