Die Zahl der Seiten im Internet, die wegen kinderpornografischer Inhalte polizeilich gesperrt wurden, hat 2023 im Vergleich zum Vorjahr um ein Vielfaches zugenommen. Das Bundeskriminalamt habe im Verlauf des vergangenen Jahres insgesamt 54.613 Hinweise zu kinderpornographischen Inhalten bearbeitet – und fast alle gemeldeten Seiten im Inland umgehend gesperrt, teilte das Bundesjustizministerium am Mittwoch mit. Im Vorjahr seien nur 15.309 derartige Hinweise beim BKA eingegangen.
Diese kräftige Steigerung der Zahlen geht nach Angaben des Ministeriums auf einen einzigen inländischen Imagehoster – also eine Speicherplattform – zurück, der etwa 21.000 kinderpornografische Inhalte direkt an das BKA gemeldet habe.
Von den gemeldeten Hinweisen bezogen sich im vergangenen Jahr 43.533 auf einen Serverstandort im Inland – im Vorjahr waren es nur 7868. Von diesen Seiten in Deutschland hätten 99 Prozent innerhalb einer Woche gelöscht werden können, teilte das Ministerium mit. ,Wegen des „komplexeren Verfahrensablaufs und der größeren Anzahl der beteiligten Stellen“ war den Angaben zufolge für die Löschung im Ausland gehosteter Inhalte mehr Zeit erforderlich. Hier waren 57,6 Prozent der Inhalte binnen einer Woche nach Eingang des Hinweises beim BKA gelöscht, wie das Ministerium mitteilte. Nach vier Wochen betrug die Löschquote 88,2 Prozent.
Die Zahlen sind in dem so genannten Löschbericht enthalten, den Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Mittwoch dem Kabinett vorlegten. „Die hohen Löschquoten belegen, dass das Konzept ‚Löschen statt Sperren‘ weiterhin wirkungsvoll ist“, erklärte Minister Buschmann. „Kinderpornographische Inhalte sind abscheulich.“
Innenministerin Faeser wies darauf hin, dass Darstellungen sexualisierter Gewalt „immer auch der Ausgangspunkt für die Ermittlung noch andauernder Missbrauchsfälle“ seien. „Unsere Ermittlungsbehörden arbeiten mit Hochdruck daran, andauernde Missbrauchstaten zu beenden und die Täter schnell und konsequent zu ermitteln. Die Täter dürfen sich nirgendwo sicher fühlen.“
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