Vor dem Hintergrund deutlich gestiegener Importpreise für Kakao hat die Umweltorganisation WWF vor einem „Teufelskreis der Armut“ bei Kakaobauern gewarnt. „Extremwettereignisse wie länger anhaltende Dürreperioden, Starkregen oder Überflutungen führen zu geringeren Erträgen und Qualitäten und sogar zu vollständig zerstörten Ernten“, erklärte WWF-Referentin Kerstin Weber am Dienstag. Das treibe zwar die Preise, diese Erhöhungen kämen bei den Bäuerinnen und Bauern aber viel zu wenig an.
Der Kakaoanbau habe in vielen Gebieten nur noch eine Zukunft, wenn rechtzeitig die nötigen Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel ergriffen werden, erklärte der WWF. Dazu gehörten naturnahe diversifizierte Agroforstsysteme mit möglichst vielen verschiedenen Baum- und Pflanzenarten. Der WWF warnte vor dem Hintergrund des Klimawandels vor dem Wegbrechen von Einkommensquellen.
Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden erklärte am Dienstag, dass die Importpreise für Kakao auch infolge von Missernten zuletzt so stark anstiegen wie seit 20 Jahren nicht. Demnach kletterten die Einfuhrpreise im Januar 2024 verglichen mit dem Vorjahresmonat um 73,4 Prozent. Auch seien im vergangenen Jahr acht Prozent weniger Kakaobohnen nach Deutschland gekommen als ein Jahr zuvor. Der meiste nach Deutschland importierte Kakao wurde im Jahr 2023 aus der Elfenbeinküste eingeführt.
Größere Preissteigerungen hatte es den Angaben des Statistikamts zufolge zuletzt im Oktober 2002 gegeben. Damals waren die Kosten mit 87,4 Prozent noch deutlicher nach oben gegangen. Im Januar dieses Jahres verteuerten sich auch die Importe von Kakaomasse und Kakaobutter um 49,4 Prozent.
Die Erzeugerpreise für Schokolade und andere kakaohaltige Produkte stiegen deshalb bereits, im Februar zuletzt um 8,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die Statistiker bezeichneten das Preisniveau als „überdurchschnittlich hoch“, auch wenn der Preisanstieg bei den Erzeugerpreisen geringer ausfiel als in den Vormonaten. Von den Preiserhöhungen hierzulande kommt jedoch nach WWF-Ansicht zu wenig bei den Bäuerinnen und Bauern an.
Bereits Anfang März hatte der Schweizer Chocolatier Lindt & Sprüngli mitgeteilt, für das laufende Jahr steigende Preise für Schokolade zu erwarten. Trotz Absicherungsstrategie und höherer Lagerbestände werde der Preisanstieg beim Kakao auch „weitere Preiserhöhungen in den Jahren 2024 und 2025 nach sich ziehen, sofern die Kakaopreise auf dem aktuellen Niveau bleiben“, erklärte das Unternehmen damals.
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