Vorsitzender von Bischofskonferenz kritisiert Rom in Streit um synodalen Weg

Nach einem Eingreifen des Vatikans in die Beratungen der katholischen deutschen Bischofskonferenz zum sogenannten synodalen Weg in Deutschland hat deren Vorsitzender Georg Bätzing dem Kirchenstaat indirekt eine Hinhaltetaktik vorgeworfen.

Nach einem Eingreifen des Vatikans in die Beratungen der katholischen deutschen Bischofskonferenz zum sogenannten synodalen Weg in Deutschland hat deren Vorsitzender Georg Bätzing dem Kirchenstaat indirekt eine Hinhaltetaktik vorgeworfen. „Wir könnten schon viel weiter sein“, sagte der Limburger Bischof am Montag im bayerischen Augsburg zum Auftakt der Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz.

Die deutschen Bischöfe und Vertreter des Vatikans seien seit längerem zu Gesprächen über den weiteren Fortgang des synodalen Wegs verabredet, zu denen es bislang nicht gekommen sei. Die Verantwortung dafür liege „klar auf der Seite Roms“, sagte Bätzing. Die Bischöfe hätten den Eindruck, die Sorgen des Vatikans mit Blick auf die Folgen des synodalen Wegs für die Stellung der Bischöfe dabei „zu einem großen Teil entkräften“ zu können.

Die Bischofskonferenz sollte während ihrer Frühjahrsvollversammlung unter anderem über die Satzung des sogenannten synodalen Ausschusses abstimmen, strich den Tagesordnungspunkt nach Intervention aus Rom aber. Ranghohe Vertreter der Kurie im Vatikan hatten sie in einem Brandbrief kurz vor Beginn der Vollversammlung aufgefordert, auf die Abstimmung zu verzichten und zunächst die geplanten Gespräche über den synodalen Weg in Rom abzuwarten.

Der synodale Weg war 2019 als Reaktion auf die Skandale um sexuellen Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland beschlossen worden, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Kleriker und Laien berieten dabei über die Rolle der Frau in der Kirche, die katholische Sexualmoral, das Verständnis vom Priesteramt inklusive Pflichtzölibat und kirchliche Machtstrukturen. Im Vatikan stößt der Reformkurs seit langem auf Kritik.

Die erste Phase des synodalen Weg wurde im vergangenen Jahr offiziell beendet, ein sogenannter synodaler Ausschuss soll die Neuausrichtung der katholischen Kirche in Deutschland fortsetzen. Er soll einen synodalen Rat einrichten, in dem Bischöfe und Laienvertreter spätestens ab 2026 dauerhaft beraten und gemeinsam beschließen. Rom untersagte den deutschen Bischöfen aber kategorisch jede Mitwirkung an einem derartigen Gremium.

Der synodale Ausschuss konstituierte sich schon im September. Die Absage der Abstimmung über dessen Satzung auf der Bischofsvollversammlung nach dem Eingreifen Roms wurde vom Zentralkomitees der deutschen Katholiken kritisiert. Die Organisation der katholischen Laien, die zentraler Partner der Bischöfe im Prozess des synodalen Wegs ist, sprach von einer „Verzögerung der dringend notwendigen Reformen in der Kirche“. Rom dürfe das „gute Miteinander“ deutscher Bischöfe und Laien nicht „unterminieren“.

Die Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz tagt bis Donnerstag in Augsburg und befasst sich dabei mit zahlreichen Themen. Die Bischöfe beraten unter anderem auch über die Lage der Demokratie in Deutschland und das Erstarken rechtsextremistischer und rechtspopulistischer Kräfte.

Er hoffe in diesem Zusammenhang auf eine gemeinsame Entschließung aller Bischöfe, sagte Bätzing am Montag zum Auftakt der Vollversammlung vor Journalisten. Die „Gefährdung eines völkischen, eines nationalistischen, rechtsextremen Denkens“ zeige sich auch unter Katholiken. „Hier wäre ein deutliches einmütiges Signal der Bischöfe eine wesentlicher Faktor“.
© AFP

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