Sturmtief „Zoltan“ hat den anstehenden Feiertagsverkehr bei der Deutschen Bahn durcheinandergewirbelt und nahezu im gesamten Bundesgebiet für Feuerwehreinsätze gesorgt. Vor allem Fernverkehrsstrecken im Norden waren von den Auswirkungen der heftigen Winde betroffen, wie die Bahn am Freitag mitteilte. Unter anderem fielen Züge auf den Strecken von Hamburg und Hannover nach Frankfurt am Main und Stuttgart sowie in Richtung München aus. Auf anderen Strecken gab es Umleitungen.
An der Nordseeküste sowie entlang der Flüsse Elbe und Weser gaben die Behörden am Freitagnachmittag hingegen Entwarnung vor der Sturmflut. Die Feuerwehren in Bremen und Hamburg hoben die Sperrungen nach und nach auf.
Durch das seit Donnerstag über Deutschland hinwegziehende Sturmtief wurden mehrere Menschen verletzt. Ein Mensch ertrank bei einem lokalen Hochwasser in Thüringen, das durch ergiebigen Dauerregen im Zusammenhang mit dem Sturmtief entstand.
Der 64-Jährige sei mit der Regulierung des Wasserstands an einem Wehr der Werra in Hildburghausen beschäftigt gewesen, teilte die Polizei in Suhl am Freitag mit. Aus unklarer Ursache fiel er dabei in der Nacht zum Freitag ins Wasser. Er konnte erst am Morgen geborgen werden.
In Fahrdorf in Schleswig-Holstein fuhr ein Autofahrer mit seinem Wagen gegen einen umgestürzten Baum und wurde schwer verletzt, wie ein Polizeisprecher mitteilte.
In Kleve in Nordrhein-Westfalen wurde ein 58-Jähriger beim Versuch, einen umgestürzten Baum von einer Straße zu räumen, von einem Auto erfasst und ebenfalls schwer verletzt. Er kam laut Polizei zur Behandlung in ein Krankenhaus. Im Landkreis Göttingen wurde ein Autofahrer beim Zusammenprall mit einem Baum lebensgefährlich verletzt. Der 60-Jährige musste aus dem Auto befreit werden. ,Im nordrhein-westfälischen Overrath prallten gleich mehrere Autos gegen einen umgestürzten Baum. Zwei Menschen wurden verletzt, einer schwer. Auch in Paderborn wurden nach den Angaben der Polizei zwei Menschen verletzt.
Wegen Sturmschäden wurden bei der Bahn außerdem ICE-Züge zwischen Berlin, Leipzig und Frankfurt am Main umgeleitet oder verspäteten sich. Beeinträchtigungen gab es darüber hinaus auf weiteren Fernstrecken, etwa zwischen Köln und Kassel.
Der Bahnverkehr sei bundesweit gestört, erklärte die Bahn. Reisende, die ihre Fahrt wegen des Sturms am Donnerstag und Freitag verschieben wollten, könnten ihr Ticket zu einem späteren Zeitpunkt nutzen. Die Zugbindung sei aufgehoben. Wegen des anstehenden Feiertagsverkehrs und der damit ohnehin einhergehenden hohen Auslastung riet die Bahn dazu, auf voraussichtlich weniger volle Verbindungen auszuweichen und sich vorab zu informieren.
Auch der Flugverkehr war teilweise betroffen. Am Flughafen in Frankfurt verspäteten sich wegen des Sturms am Donnerstag 43 startende Flugzeuge, wie das hessische Wirtschaftsministerium am Freitag mitteilte. Eine Startbahn war zeitweise nicht nutzbar. Zwei ankommende Maschinen mussten umgeleitet werden.
Probleme gab es auch im Schiffsverkehr: Ein Autotransporter im Emder Außenhafen wurde von seinem Liegeplatz weggerissen, teilte die Wasserschutzpolizei Oldenburg mit. Das Schiff trieb zeitweise manövrierunfähig auf der Ems. Beim Zurückdrücken auf den Liegeplatz setzte das Schiff auf der Kaimauer auf. Betroffen war noch ein zweites Fährschiff in Neuharlingersiel. Es konnte auf dem Vorladeplatz kotrolliert trocken fallen gelassen werden.
Praktisch bundesweit waren Feuerwehren und Polizei im Sturmeinsatz. Die Ursache waren vor allem umgestürzte Bäume und lose Bauteile an Gebäuden, teilweise wurden auch überflutete Straßen gemeldet. Einsätze wurden praktisch flächendeckend von Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen über Rheinland-Pfalz und Hessen bis nach Bayern und Thüringen gemeldet. Alleine aus München meldete die Feuerwehr am Freitag 116 Unwettereinsätze, die Feuerwehr in Schleswig-Holstein zählte landesweit insgesamt rund 560.
Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) zog das Sturmtief am Freitagnachmittag in Richtung Baltikum ab. Jedoch warnte die Behörde vor anhaltendem Regen. Vielerorts waren Mengen zwischen 60 bis 90 Liter pro Quadratmeter binnen 48 bis 72 Stunden angekündigt, in einigen Regionen bis zu 120 Liter.
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