Studie: Suche nach Atommüll-Endlager könnte sich um Jahrzehnte verzögern

Das Bundesumweltministerum erhofft sich eine schnellere Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll als in einem Bericht prognostiziert.

Einem Gutachten zufolge könnte sich die Suche nach einem Atommüll-Endlager um Jahrzehnte verzögern – das zuständige Umweltministerium sieht dies hingegen anders. Gesetzlich vorgesehen ist bislang, dass bis 2031 ein Standort festgelegt wird. Es ist allerdings schon länger klar, dass dieser Zeitplan nicht zu halten ist. Die vom Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung in Auftrag gegebene Studie bestätigt dies – und nennt das Jahr 2074 als mögliches Datum.

Die Standortfestlegung bis 2031 könne „keinesfalls erreicht werden“, heißt es in dem vom Freiburger Öko-Institut erstellten Gutachten. „Selbst bei einem idealen Projektablauf muss damit gerechnet werden, dass das Verfahren erst im Jahr 2074 abgeschlossen werden kann.“ Über die Studie berichtete am Mittwoch zuerst der Deutschlandfunk.

Anschließend reagierte das für die Endlager-Findung zuständige Bundesumweltministerium – und pochte auf einen schnelleren Abschluss der Suche als in dem Gutachten prognostiziert. In dem dazu laufenden Verfahren seien bereits „Optimierungen“ gefordert und dazu Gespräche aufgenommen worden, teilte ein Sprecher des Ministeriums mit. „Hier wurden bereits Fortschritte erzielt, die in der Studie noch nicht berücksichtigt werden konnten.“

Zuständig für die Suche nach einem Endlager ist die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE). Das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung begleite deren Arbeiten seit März 2024 „kontinuierlich“, betonte der Sprecher. Es werde „daher die in der Studie angenommenen langen Prüfzeiten stark verkürzen können“.

Erklärtes Ziel des Umweltministeriums seien zudem „weitere Verfahrensoptimierungen – unter Wahrung des Primats der Sicherheit und der gebotenen Öffentlichkeitsbeteiligung“.

Als nächstes werde die BGE Ende 2027 mehrere Standortregionen vorschlagen, die in die nähere Auswahl kommen, hieß es weiter. „Dies ist der richtige Zeitpunkt, umfassendere weitere Beschleunigung transparent zu diskutieren und zu regeln.“

Besonders bei der nach 2027 folgenden ober- und untertägigen Erkundung könnten dann „große Zeiten eingespart werden“. Dazu führe das Umweltministerium bereits jetzt „kontinuierliche Verfahrensevaluierungen“ mit allen Beteiligten durch. „Auch diese Potentiale konnten in der Studie nicht ausreichend berücksichtigt werden“, so das Ministerium weiter.

Die Zeit der Endlager-Suche werde sich daher im Vergleich zur Prognose in der Studie nochmal verkürzen, sagte eine Sprecherin des Umweltministeriums am Mittwoch. Genaue Angaben zu einem realistischen Zeitrahmen konnte sie aber nicht machen.

Derzeit lagert der hochradioaktive Müll aus den inzwischen stillgelegten deutschen Atomkraftwerken in mehr als 1000 Castor-Behältern in Zwischenlagern an verschiedenen Orten in Deutschland. Für die Standorte Ahaus und Gorleben laufen die Genehmigungen dafür dem Bericht zufolge bereits 2034 aus, für andere Lager in den 2040ern. Die Behälter seien zudem nicht für eine derart lange Nutzung in Zwischenlagern konzipiert.

Bislang hat die BGE 90 Teilgebiete benannt, die weiter untersucht werden sollen. Sie umfassen allerdings immerhin noch etwa 54 Prozent der Gesamtfläche Deutschlands. Darunter sind 74 – oft kleinere – Salzstöcke, neun Ton- und sieben Kristallformationen. Betroffen sind alle Bundesländer mit Ausnahme des Saarlandes. Der früher favorisierte Salzstock Gorleben wurde im Rahmen des Auswahlverfahrens als ungeeignet ausgeschlossen.

Für das geplante Endlager für hochradioaktiven Atommüll gelten strenge Regeln. Für einen Zeitraum von einer Million Jahre sollen Mensch und Umwelt bestmöglich vor Gefahren durch radioaktive Strahlung geschützt werden.
© AFP

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