Kanu-Rennsport-Team Deutschland gewinnt vier Medaillen

Am ersten Finaltag der Kanu-Rennsport-Weltmeisterschaft in Duisburg war das deutsche Team direkt Protagonist im Kampf um Edelmetall.

Duisburg – Zu Beginn der Medaillenentscheidungen klappte es noch nicht mit dem Sprung auf das Podest, Peter Kretschmer und Annika Loske verpassten mit den Rang acht und Rang neun in den A-Finals eine Platzierung in Nähe der Medaillenränge. “Am Start fehlte einfach ein bisschen was, da habe ich andere Prioritäten”, erklärte Kretschmer, der sich auf den olympischen 500-Meter-Zweier mit Tim Hecker konzentriert. Moritz Florstedt paddelte im K1 über 500 Meter zu Rang fünf. In einem Rennen, in dem die Medaillenränge nur knapp die Weltrekordzeit von Tom Liebscher-Lucz aus 2019 verpassten, ein gutes Ergebnis für den 21-Jährigen.

Die erste Medaille holten Jule Hake und Paulina Paszek. Jedoch nicht auf ihrer Parade-Strecke, den 500 Metern, sondern auf der Sprintdistanz über 200 Metern. Jule Hake zeigte sich nach dem überraschenden Coup begeistert: “Wir sind so richtig froh, hier unsere Leistung abrufen zu können. Auch wenn der Start nicht ganz perfekt war. Es ist einfach schön, hier zu paddeln. Wir sind hier zu Hause und wollen bei der WM auch über 500m alles geben.”

Eine weitere Medaille gab es im C2 der Damen, ebenfalls über die Sprintdistanz von 200 Metern. Doch Edelmetall stand für Lisa Jahn und Hedi Kliemke im wahrsten Sinne des Wortes auf der Kippe, denn im Ziel kippten die beiden aus dem Boot. Vor allem bei der hinteren Fahrerin Kliemke war es enorm knapp, denn ein Herausfallen vor der Ziellinie auch von einer Athletin hätte eine Disqualifikation gebracht. Umso mehr ließ die Anspannung von den beiden ab, als das Ergebnis klar war – zugunsten ihrerseits: “Wir sind völlig am Ende, aber total glücklich. Wir haben alles versucht und uns ins Ziel geworfen. Die Abkühlung im Wasser hätten wir uns natürlich gerne erspart. Dass wir jetzt aber Dritte sind, ist das Allertollste. Ich freue mich besonders für Hedi, die ihre Junioren Saison aufgegeben hat, aber sich mit dieser Medaille belohnen konnte”, erklärt eine durchnässte Lisa Jahn. Teamkollegin Kliemke stimmt zu: “Das Rennen war auch wirklich gut. Wir haben gut den Start getroffen und so lief es bis zum Schluss. Trotzdem war dann ganz schön die Luft raus.”

Conrad Scheibner erhöhte mit einer Silbermedaille auf den 500 Metern. Nachdem er im vergangenen Jahr aufgrund einer Coronainfektion den Saisonhöhepunkt verpasste, ist er nun zurück in der Weltspitze – als Vize-Weltmeister. “Ich glaube, ich habe den Rennplan sehr gut umgesetzt. Im Zwischenstück wollte ich nicht zu schnell fahren. So konnte ich hinten raus nochmal das Rennen eng machen. Klar hätte ich den Rumänen noch gerne geholt, aber auch mit Silber bin ich super zufrieden. Die Saison lief leider nicht so gut für mich. Deswegen ist das ein Erfolg, auf den man aufbauen kann”, erklärt Scheibner.

Nachdem es viel Kritik für die Leistungen des Deutschlands-Vierers über die 500 Meter gab, war der K4 der Herren diesmal das absolute Highlight des Tages – nicht nur aus deutscher Sicht. In einer extrem engen Weltspitze ließ sich das Quartett bestehend aus Max Rendschmidt, Max Lemke, Tom Liebscher-Lucz und Jacob Schopf von den heimischen Zuschauern zum WM-Titel tragen. Tom Liebscher-Lucz bedankte sich in der Stunde des Erfolges bei den Menschen, die den Titelgewinn möglich gemacht haben: “Unser Trainer hat uns in den letzten Wochen ganz schön in den Hintern getreten, damit es hier in Duisburg auch klappt. Auf die Leistung können wir unglaublich stolz sein und auf dem Weg nach Paris kann uns nicht viel stoppen. Ein besonderer Dank auch an die FES, die einen super Job gemacht haben, um noch ein paar Prozente aus dem Boot herauszuholen.”

Teamkollegen Max Lemke freute sich, es den Kritikern gezeigt zu haben: “Es haben nach dem Jahr viele Leute an uns gezweifelt. Wichtig war aber, dass wir selbst nicht an uns gezweifelt haben. Alle Leute, die sich über uns beschwert haben und alle, die bessere Ideen hatten als unsere Trainer können jetzt erstmal leise sein. Denn wir haben hier gezeigt, dass wir es können. “

Schlagmann Max Rendschmidt wagte bereits einen kleinen Blick in die Zukunft: “Jetzt ist es zwar noch ein langer Weg bis Paris zu den Olympischen Spielen, aber wir wollen auf jeden Fall wieder angreifen und unseren Titel verteidigen.”

Zufrieden zeigte sich die Duisburgerin Katharina Bauernschmidt, die im VL2 über 200m auf einen sechsten Rang paddelte, der den erhofften Quotenplatz für das Parakanu Team Deutschland bedeutete: “Ich bin überglücklich. Das, was ich mir vorgenommen habe, habe ich erreichen können. Ich habe den ersten Quotenplatz für das Parakanuteam geholt. Hier in Duisburg zu paddeln ist für mich ein unbeschreibliches Gefühl. Das ist meine Heimat. Eine solche Stimmung hier zu erleben ist wunderschön.”

Nicht ganz gereicht hat es für den K4 der Damen über die 500 Meter, der am Ende Rang acht belegte. In einem Feld, in dem jeder Prozentpunkt an Tagesform entscheidet, kann Schlagfrau Lena Röhlings diesem Ergebnis durchaus etwas Positives abgewinnen: “Wir haben uns von Jahr zu Jahr und auch im Verlauf der Saison immer weiter gesteigert. Wir sind als Team zusammengewachsen. Auch mit dem Platz können wir positiv nach vorne schauen. Den Quotenplatz haben wir nämlich geholt.

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