Expertinnen und Experten erwarten vor dem Hintergrund der schwächelnden Wirtschaft den vierten Zinsschritt in diesem Jahr und auch Zentralbanker im Euroraum äußerten sich zuletzt in diese Richtung. Die Inflationsgefahr allerdings scheint noch nicht komplett gebannt, sodass die Senkung nicht höher als 0,25 Prozentpunkte ausfallen dürfte.
Es ist wahrscheinlich, dass der Leitzins von derzeit 3,25 Prozent auf 3,0 Prozent sinkt. Die dritte Leitzinssenkung in Folge käme zu einer Zeit, in der die beiden größten Volkswirtschaften des Euroraums, Deutschland und Frankreich, mit politischen Turbulenzen zu kämpfen haben. In Deutschland hat die Regierung nach dem Ampel-Aus keine Mehrheit mehr und Frankreich ist derzeit auf der Suche nach einem neuen Premierminister.
Gleichzeitig trüben sich die Konjunkturaussichten weiter ein. Die EZB dürfte sich also zunehmend darauf konzentrieren, die Vergabe von Krediten anzukurbeln und so die Investitionen von Verbraucherinnen und Verbrauchern und auch Unternehmen zu steigern. Wiederholt hatten sich EZB-Ratsmitglieder besorgt über das schwache Wirtschaftswachstum im Euroraum geäußert.
Der Chef der französischen Notenbank, François Villeroy de Galhau, stellte bereits Ende November eine Zinssenkung in Aussicht. Aktuell seien „alle Gründe gegeben“ für eine „Zinssenkung am 12. Dezember“, sagte er bei einer Veranstaltung in Paris.
Nach Ansicht der Analysten von der DZ Bank wird die EZB dabei auch über einen größeren Zinsschritt diskutieren. Bisher hatte sie die Zinsen stets um 25 Basispunkte gesenkt, nun könnten 50 Basispunkte auf dem Tisch liegen. „Im aktuell von hoher Unsicherheit geprägten Umfeld favorisieren wir allerdings einen kleinen Zinssenkungsschritt“, erklärte Christian Reicherter von der DZ Bank.
Die Teuerung im Euroraum hat zuletzt nämlich wieder angezogen. Sie stieg von 2,0 Prozent im Oktober auf 2,3 Prozent im November und lag damit wieder über dem langfristigen Ziel von 2,0 Prozent.
Auch das Wirtschaftsforschungsunternehmen Capital Economics rechnet eher nicht mit einer Senkung um 0,5 Prozentpunkte. „Obwohl vieles dafür spricht, dass die EZB das Tempo der geldpolitischen Lockerung um einen halben Punkt beschleunigt, scheint die Mehrheit des Rates eine Senkung um einen Viertelpunkt zu bevorzugen“, erklärte das Unternehmen. Villeroy de Galhau machte bei der Veranstaltung in Paris keine Angaben zum Umfang des Zinsschrittes.
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