Die Bande soll nach Angaben der Bundespolizei und der ermittelnden Staatsanwaltschaft Gera mindestens 140 Menschen nach Deutschland geschleust und dafür Geld genommen haben. Insgesamt gab es Durchsuchungen der Bundespolizei in fünf Bundesländern, 20 Menschen gelten als Beschuldigte.
18 von ihnen werden den Ermittlern zufolge verdächtigt, seit Dezember 2022 Menschen auf verschiedenen Routen ab Kroatien oder ab der Slowakei durch Tschechien nach Deutschland oder in europäische Nachbarländer geschleust zu haben. Für eine Schleusung von der Slowakei nach Deutschland sollen sie etwa 700 Euro verlangt haben. Wenn es später weiter in ein anderes Land ging, seien weitere 500 Euro gefordert worden.
Die Beschuldigten im Alter zwischen 23 und 57 Jahren sollen verschiedene Rollen innerhalb der international vernetzten Schleusergruppe gespielt und etwa als Organisatoren oder Fahrer fungiert haben. Die Geschleusten wurden laut Ermittlern in einer eigens dafür eingerichteten konspirativen Wohnung im thüringischen Jena untergebracht, bis die Zahlungen abgewickelt waren.
Bei der Zahlung sollen zwei weitere Beschuldigte das sogenannte Hawala-Banking genutzt haben. Bei diesem in Deutschland verbotenen Verfahren, das auf Bargeld basiert, wird anonym gegen eine Provision Geld ins Ausland transferiert. So kann die Herkunft von Geld verschleiert werden. Die beiden mutmaßlichen Hawaladare sind den Angaben zufolge 30 und 63 Jahre alt und stammen aus Syrien.
Bei den fünf Festgenommenen handelt es sich laut Staatsanwaltschaft um drei Syrer und zwei Iraker im Alter zwischen 23 und 57 Jahren. Die weiteren Beschuldigten sind demnach zwölf Männer und eine Frau, die aus Syrien, Bulgarien oder dem Irak kommen.
Etwa 340 Kräfte der Bundespolizei waren am Mittwoch im Einsatz, darunter auch Spezialkräfte. Wie die Staatsanwaltschaft weiter mitteilte, gab es zehn Durchsuchungen in Jena, drei im thüringischen Sondershausen und jeweils eine in Nordhausen und Bad Sulza, die ebenfalls in Thüringen liegen. Außerdem seien jeweils ein Objekt in Krefeld in Nordrhein-Westfalen, Lübeck in Schleswig-Holstein, Zeitz in Sachsen-Anhalt und dem baden-würtembergischen Vaihingen an der Enz durchsucht worden.
Dabei sollten Beweismittel beschlagnahmt werden, etwa Unterlagen und Speichermedien sowie Bargeld. Ermittelt wird wegen des Verdachts auf banden- und gewerbsmäßiges Einschleusen von Ausländern.
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