Für Verbraucherinnen und Verbraucher etwa in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, aber auch in Bayern könnten sich die jährlichen Stromkosten um 40 bis über 200 Euro verringern, teilte die Netzagentur in Bonn am Freitag mit. Behördenchef Klaus Müller mahnte, die Stromlieferanten müssten die Vorteile an ihre Kunden weitergeben.
Grund für die sinkenden Entgelte in Regionen mit viel Ökostrom-Zubau ist eine Reform der Netzgebühren, die die Kosten für den Netzausbau in Deutschland besser verteilen soll. Aktuell sind die Netzentgelte in Gebieten mit viel Wind- und Solarenergie teils erheblich höher, weil die Netzausbaukosten auf die dortigen Verbraucher umgelegt werden. Die neuen Entgelte werden zum 1. Januar 2025 wirksam.
Die Netzagentur nannte am Freitag konkrete Beispiele für mögliche Entlastungen der Kunden: Ein Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden im Netz der Edis Netz GmbH in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern könne gegenüber dem Vorjahr knapp 100 Euro an Netzentgelten sparen, im Netz der Wemag Netz GmbH in Mecklenburg-Vorpommern betrage die Ersparnis mehr als 200 Euro. Ein Durchschnittshaushalt im Netz der Schleswig-Holstein Netz AG spare etwa 150 Euro, ein Durchschnittshaushalt im Netz der Bayernwerk Netz GmbH etwa 43 Euro.
Insgesamt profitieren demnach 178 Unternehmen von der Reform, vor allem im Norden und Osten der Republik. Alle Netzbetreiber mussten bis zum 15. Oktober ermitteln, ob sie von einem Zubau von Ökostromanlagen in besonderem Maße betroffen sind, wie die Netzagentur erläuterte. Das erfolgte mittels einer Kennzahl, die die ans Netz angeschlossene erneuerbare Erzeugungsleistung ins Verhältnis zur Verbrauchlast im Netzgebiet setzt.
Die entlasteten Netzbetreiber erhalten einen finanziellen Ausgleich für die Mehrbelastung. Diese Entlastungsbeträge werden über einen Aufschlag für besondere Netznutzung auf den Strompreis bei allen Stromverbrauchern bundesweit gleichmäßig finanziert. Dadurch könnten alle Stromverbraucher fairer an den Kosten beteiligt werden, betonte die Netzagentur. Dieser Aufschlag wird am 25. Oktober bekanntgegeben.
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