Ein Austritt Deutschlands aus der EU – der sogenannte Dexit – würde nach Einschätzung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Millionen Arbeitsplätze kosten und den Wohlstand deutlich schmälern. In einer Analyse legten die Studienautoren dar, dass ein Dexit schon nach fünf Jahren zu einem um 5,6 Prozent niedrigeren realen Bruttoinlandsprodukt führen würde. Damit würden Deutschland in dieser Zeit 690 Milliarden Euro an Wertschöpfung verloren gehen.
Außerdem sei die Exportnation Deutschland vom Handel mit anderen Staaten abhängig, vor allem mit anderen EU-Ländern, warnten die Autoren in der am Sonntag vorgestellten Studie des arbeitgebernahen Instituts. Unternehmen und Verbraucher bekämen die Folgen daher „hierzulande deutlich zu spüren“ und es würden rund 2,5 Millionen Arbeitsplätze verloren gehen. Die Studie nimmt die Folgen des britischen EU-Austritts als Grundlage, also etwa weggefallene Handelsvereinbarungen und europäische Arbeitskräfte.
Zusammen genommen wären die Verluste an Wirtschaftsleistung in Deutschland bei einem Dexit ähnlich hoch wie während der Corona- und der Energiekostenkrise im Gesamtzeitraum von 2020 bis 2023, warnten die Autoren. Der Brexit sei also „kein nachahmenswertes Unterfangen“, warnte IW-Geschäftsführer Hubertus Bardt. Der Brexit sei vielmehr eine „Warnung für andere Mitgliedstaaten, die wirtschaftliche Integration leichtfertig aufzugeben“.
AfD-Chefin Alice Weidel hat den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union Anfang des Jahres als „Modell für Deutschland“ bezeichnet. In einem auf Englisch erschienenen Interview mit der Londoner „Financial Times“ skizzierte Weidel das Vorgehen ihrer Partei für den Fall einer Regierungsübernahme: Zunächst würde die AfD versuchen, über eine Reform der EU deren „Demokratiedefizit“ aufzulösen. Sollte dies keinen Erfolg haben, würde ein Referendum über Deutschlands Verbleib in der EU angesetzt.
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