Hochwasserlage bleibt teilweise kritisch – Evakuierungen in Niedersachsen

Nach tagelangen Dauerregenfällen bleibt die Hochwasserlage in Teilen Deutschlands weiter kritisch.

Nach tagelangen Dauerregenfällen bleibt die Hochwasserlage in Teilen Deutschlands weiterhin kritisch. Im besonders stark betroffenen Niedersachsen mussten Rettungskräfte dabei auch Menschen retten sowie Siedlungen und Straßenzüge evakuieren. Als angespannt galt die Lage den Behörden zufolge unter anderem insbesondere in Winsen und Flotwedel an der Aller sowie in der Gemeinde Lilienthal an den Flüssen Wörpe und Wümme, dort waren zahlreiche Hilfskräfte rund um die Uhr im Dauereinsatz.

In Winsen an der Aller wurden am Mittwochabend wegen der Hochwassergefahr 300 Anwohnerinnen und Anwohner evakuiert, wie der Landkreis Celle mitteilte. In zwei Siedlungen stand das Wasser demnach bis zu einem halben Meter hoch auf den Straßen, weshalb die Gefahr von Stromschlägen bestand. Im ebenfalls im Landkreis Celle gelegenen Flotwedel hielten Einsatzkräfte demnach zwei Ortschaften mit Hochleistungspumpen „möglichst“ wasserfrei, hieß es weiter.

Nach Angaben des Landkreises verbauten die durch Einsatzkräfte aus anderen Regionen massiv unterstützten Helfer dort zudem bereits mehr als 150.000 Sandsäcke und ein 1750 Meter langes mobiles Deichsystem. Es bestand die Sorge vor einem Deichbruch, die Evakuierung von Altenheimen war schon vorbereitet.

In Lilienthal bei Bremen wurden in der Nacht mehrere Straßenzüge im Bereich eines inzwischen völlig durchgeweichten Deichs evakuiert, wie die Gemeinde am Donnerstag mitteilte. Aufgrund der aktuellen Witterungsverhältnisse sei mit einer kurzfristigen Entspannung nicht zu rechnen. Die Hochwassersituation werde voraussichtlich noch einige Tage angespannt bleiben, fügte sie hinzu.

„Die Lage ist kritisch, aber stabil“, erklärte Niedersachsens Regierungschef Stephan Weil (SPD) am Donnerstag nach einem Besuch im Hochwassergebiet in der Gemeinde Hodenhagen. Es gebe entlang der niedersächsischen Flüsse momentan zwar noch keine nennenswerte Entlastung, aber auch „keinen extremen weiteren Zulauf“. Der Druck auf die Deiche halte vorerst weiter an. Landesweit seien über 100.000 Menschen im Hochwassereinsatz, fügte der Ministerpräsident an.

Mehrfach mussten Einsatzkräfte auch Menschen aus dem Hochwasser retten. In Hannover stürzte ein 75-jähriger Radfahrer auf einer überfluteten Straße und wurde in einen Wald getrieben, wie die Feuerwehr am Mittwochabend mitteilte.

Demnach wurde der Mann vom Wasser der über die Ufer getretenen Leine erfasst und hielt sich an einem Ast fest, wo er mit seinem Mobiltelefon den Notruf wählte. Weil Einsatzkräfte ihn zunächst nicht lokalisieren konnten, wurde das Gebiet im Stadtteil Döhren mit zwei Drohnen abgesucht. Spezialkräfte der Wasserrettung mit Schutzanzügen und Sicherheitsleinen holten ihn aus dem Wald. Laut Feuerwehr hatte der Fahrradfahrer eine Absperrung ignoriert.

Im niedersächsischen Lauenbrück geriet ein 84-jähriger Autofahrer mit seinem Wagen ins Hochwasser der Wümme und blieb dort stecken. Ein Zeuge haben den „offensichtlich orientierungslosen“ Senioren am Mittwochnachmittag in seinem in knietiefen Wasser stehenden Kleinwagen entdeckt, teilte die Polizei in Rotenburg an der Wümme am Donnerstag mit. Gemeinsam mit zur Hilfe gerufenen Polizisten befreite er den Mann. Dieser sei bereits stark unterkühlt gewesen.

Außer Niedersachsen waren auch Teile Bremens, Nordrhein-Westfalens sowie Thüringens, Sachsens und Sachsen-Anhalts von Hochwasser betroffen. Viele Einsatzkräfte von Feuerwehr und anderen Organisationen wie dem Technischen Hilfswerk (THW) waren im Einsatz, um Deiche zu sichern und Wasser abzupumpen.

Bei Hamm in Nordrhein-Westfalen sicherten Einsatzkräfte einen Deich an der Lippe mit tausenden Sandsäcken. Im Alarmzustand waren die Behörden unter anderem auch entlang der Flüsse Elbe, Saale und Elster in den Bundesländern Sachsen und Sachsen-Anhalt. Bei Leipzig wurde nach Angaben der landeseigenen Talsperrenverwaltung gezielt ein Auenwald geflutet, um Entlastung zu bringen.

In Sachsen-Anhalt öffneten die Behörden nach Angaben des Umweltministeriums erstmals seit dem Jahrhundertflut 2013 das Pretziener Wehr, um Magdeburg und Schönebeck von dem Hochwasser der Elbe zu entlasten. Durch das Wehr wird das Wasser über einen Kanal an den Städten vorbeigeleitet. Andernorts entspannte sich die Lage indessen, so fielen die Pegel in Halle an der Saale inzwischen.
© AFP

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