Der Atomausstieg hat einer Studie der Umweltorganisation Greenpeace zufolge nicht zu einem Anstieg der CO2-Emissionen bei der Stromproduktion in Deutschland geführt. Seit der Abschaltung der letzten deutschen Atommeiler im April 2023 sei der CO2-Ausstoß im Energiesektor um 24 Prozent gesunken, erklärten die Umweltschützer am Dienstag. „Grund dafür waren ein Wachstum bei den Erneuerbaren Energien sowie sinkende Strommengen aus fossilen Energiequellen.“
Trotz des Wegfalls von Atomstrom in Deutschland ging laut Greenpeace auch die Stromproduktion mit Braunkohle (minus 29 Prozent), Steinkohle (minus 47 Prozent und Gas (minus fünf Prozent) deutlich zurück. Ein beträchtlicher Teil des Bedarfs wurde mit Importen gedeckt – während Deutschland zuvor in der Regel einen Exportüberschuss bei Strom verzeichnet hatte.
Auch diese Entwicklung sei jedoch unkritisch: „Die Stromimporte sind ein Zeichen für den funktionierenden EU-Markt“, erklärte Carolin Dähling vom Ökostrom-Anbieter Green Planet Energy, der an der Studie beteiligt war. Der Strom werde dort erzeugt, wo dies am günstigsten möglich ist. „Mit jeweils vier Prozent ist der Anteil der fossilen und nuklearen Importmengen an der Stromnachfrage in Deutschland zudem klein“, fügte Dähling hinzu.
Die Versorgungslage war nicht bedroht: Der Studie zufolge standen jederzeit zusätzliche Gaskapazitäten für die Stromerzeugung bereit, wurden aber nicht genutzt, da Importe günstiger waren. „Künftig wird der starke Ausbau Erneuerbarer Energien dazu führen, dass Deutschland ungefähr ab 2030 zum Exporteur von grünem und günstigen Strom werde“, zeigte sich Greenpeace überzeugt.
Die Grünen sehen sich durch die Studienergebnisse bestätigt. „Wir brauchen keine Atomkraft und ihr Beitrag zur Energieversorgung war schon vor dem endgültigen Ausstieg minimal“, erklärte der Grünen-Abgeordnete Bernhard Herrmann. „Wer an günstigen Strompreisen interessiert ist, sollte die positive Dynamik unterstützen und den Ausbau erneuerbarer Energien voranbringen.“
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