Greenpeace fordert mehr Direktzüge in Europa

Greenpeace hat mehr Direktzüge in Europa gefordert und dabei die schlechte Nutzung des bestehenden Schienennetzes kritisiert.

Greenpeace hat mehr Direktzüge in Europa gefordert und dabei die schlechte Nutzung des bestehenden Schienennetzes kritisiert. Nach Einschätzung der Umweltschutzorganisation könnten mehr als dreimal so viele Direktzüge zwischen europäischen Großstädten verkehren wie bisher, ohne dass dafür neue Gleise gebaut werden müssten. Die Deutsche Bahn (DB) verweist auf Herausforderungen durch unterschiedliche Regelungen in den verschiedenen Ländern.

Greenpeace analysierte für die Untersuchung nach eigenen Angaben insgesamt 990 Strecken zwischen 45 Metropolen in Europa. Eine direkte Verbindung wäre auf 419 dieser Strecken mit dem Tag- oder Nachtzug innerhalb von weniger als 18 Stunden möglich. Tatsächlich fahre jedoch lediglich auf 114 dieser Routen ein Direktzug.

„Das bestehende Netz muss dringend kundenfreundlicher genutzt werden“, forderte Lena Donat von Greenpeace. Viele Menschen wollten klimaschonend mit der Bahn reisen, aber zu oft fehlten attraktive Angebote. Regierungen und Bahngesellschaften könnten das ändern, „ohne auch nur einen Kilometer neuer Gleise zu bauen“.

Einzelne Direktverbindungen sind laut DB für eine „nachhaltige Verkehrswende wichtig“. Ingesamt brauche es aber vor allen Dingen einen europäischen Ansatz zur Weiterentwicklung der Infrastruktur in Europa, „der mehr Kapazität bietet und die Metropolen in Europa hochfrequent, schnell und direkt verbindet“. Dazu sei auch der Ausbau des Streckennetzes nötig.

Laut einer Studie der DB aus dem vergangenen Jahr soll der europäische Hochgeschwindigkeitsverkehr mit einer Verdoppelung bis 2030 und einer Verdreifachung bis 2050 einen wichtigen Beitrag zur CO2-Reduktion im Transportsektor erbringen. Dafür müssten insgesamt 21.000 Kilometer Schienennetz europaweit neu- und ausgebaut werden.

Derzeit sei eine der größten Aufgaben bei den Direktverbindungen die technischen und infrastrukturellen Herausforderungen, „die leider von Land zu Land in Europa unterschiedlich geregelt sind“. Gleichzeitig verwies die DB auf den „boomenden“ internationalen Bahnverkehr. Im vergangenen Jahr seien 24 Millionen Fahrgäste grenzüberschreitend unterwegs gewesen, 21 Prozent mehr als 2019.

In Deutschland sind der Greenpeace-Untersuchung zufolge Berlin und München am besten an das europäische Netz angebunden. Dort werde aber nur knapp die Hälfte der möglichen direkten Zugverbindungen genutzt. In Wien, dem Spitzenreiter unter den 45 Metropolen, werden 60 Prozent der möglichen Direktzüge angeboten.

335 der untersuchten 419 Verbindungen zwischen den Städten seien indes mit dem Flugzeug zu erreichen. „Wenn verlässliche und bequeme Direktzüge fehlen, darf sich niemand wundern, dass Menschen auch auf kurzen Strecken in den Flieger steigen“, kritisierte Donat. Zugfahren in Europa müsse einfacher werden, mit besseren Verbindungen und einem einheitlichen Buchungssystem.
© AFP

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