Die Bahngewerkschaft EVG hat angesichts von Gewalt gegen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Konsequenzen zur Fußball-Europameisterschaft gedroht. Verbessere sich die Sicherheitssituation vor der EM nicht, „werden wir dafür sorgen, dass die Züge nicht fahren“, sagte EVG-Vorstand Kristian Loroch dem „Tagesspiegel“ vom Donnerstag. Die Beschäftigten könnten dann während des Turniers etwa kollektiv Überstunden abbauen, warnte Loroch.
In einer Befragung der EVG gaben 64 Prozent der knapp 4000 Befragten an, in den vergangenen zwölf Monaten Gewalt oder Anfeindungen erlitten zu haben. Während ihres Berufslebens wurden 82 Prozent Opfer eines verbalen oder körperlichen Angriffs. 36 Prozent der Beschäftigten fühlen sich aktuell bei der Ausübung ihrer Tätigkeit unsicher, bei 63 Prozent nahm das Sicherheitsempfinden in den vergangenen fünf Jahren ab.
Befragt wurden Zugbegleiter, Servicekräfte im Bahnhof und Hotline-Beschäftigte. Die Ergebnisse der Studie lagen dem „Tagesspiegel“ vor.
Im Regionalverkehr sollten Zugbegleiter nicht mehr alleine losgeschickt werden, forderte Loroch. Die „Doppelbestreifung“ müsse Standard werden, entsprechend müssten die für den Nahverkehr zuständigen Länder einen höheren Personaleinsatz bestellen.
Ralf Damde, Chef des Gesamtbetriebsrats von DB Regio, forderte von der Bahn Maßnahmen zur Europameisterschaft. „Wir fordern Personalplanung nach Gefahrenlage durch rivalisierende Fanmassen in Bussen und Bahnen“, sagt Damde dem „Tagesspiegel“. Nötig seien eine Doppelbesetzung und ausreichend Sicherheitspersonal für die Monate Juni und Juli 2024. „Bevor unsere Leute angegriffen werden, verweigern wir Personaleinsatz bei offensichtlichen Gefährdungslagen“, warnte auch Damde.
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