Die Energieträger Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe sollten einer wissenschaftlichen Studie zufolge nicht für das Heizen von Häusern und den Autoverkehr eingeplant werden. Die politischen Entscheidungsträger sollten beim Straßenverkehr und im Gebäudesektor vor allem auf die Elektrifizierung setzen, erklärte Falko Ueckerdt vom Potsdam-Institut für Klimaforschung (PIK) am Freitag. „Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe sollten hingegen für Anwendungen priorisiert werden, in denen sie unverzichtbar sind.“
Die PIK-Forscherinnen und -Forscher untersuchten, wie einzelne Sektoren am effizientesten auf klimaneutrale Technologien umgestellt werden können. Grundsätzlich stehe bereits fest, dass der „Umstieg von fossilen Brennstoffen auf elektrische Technologien“ der entscheidende Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität sei, erklärten sie. Zugleich brauche es aus Strom erzeugten Wasserstoff für „schwer zu elektrifizierende Bereiche“.
Die PIK-Studie, die in der Fachzeitschrift „One Earth“ veröffentlicht wurde, untersucht nun das genaue Zusammenspiel zwischen direkt eingesetztem Strom und Wasserstoff. Das Ergebnis räumt der Elektrifizierung zahlreicher Bereiche ein noch größeres Potenzial ein als frühere Studien. Wasserstoffbasierte Energien hingegen sollten begrenzter eingesetzt werden.
„Unsere Analyse zeigt, dass die direkte Nutzung von Strom, zum Beispiel durch Elektroautos und Wärmepumpen, für viele Sektoren ganz entscheidend ist“, erklärte der Leitautor der Studie, Felix Schreyer. Nur in wenigen Fällen biete sich hingegen eine Umwandlung von Strom in Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe an, etwa in der Luftfahrt, der Schifffahrt, der chemischen Industrie und als Stromspeicher.
Elektrische Technologien seien zunehmend verfügbar und könnten Strom sehr effizient nutzen. Die Umwandlung in Wasserstoff und synthetische Brennstoffe und deren Verbrennung sei hingegen „mit erheblichen Energieverlusten verbunden“, führten die Forschenden aus. In wenigen Fällen ist demnach der Einsatz beider Technologien denkbar. „Das betrifft vor allem Sektoren wie den Lkw-Verkehr und die industrielle Hochtemperatur-Prozesswärme.“
Auf Regierungsebene warnt besonders die FDP immer wieder vor einer Verengung auf einzelnen Technologien wie batteriebetriebenen E-Autos und Wärmepumpen. Unter Verweis auf die nötige „Technologieoffenheit“ setzten die Liberalen deshalb in mehreren Gesetzen durch, dass Alternativen möglich bleiben und staatlich gefördert werden können, etwa der Einsatz von Wasserstoff zum Heizen oder von E-Fuels in Verbrenner-Autos.
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