Der chinesische Online-Händler Temu schadet mit seiner aggressiven Billig-Strategie dem Wettbewerb, der Umwelt und den Beschäftigten von Lieferanten – da ist sich der Handelsexperte Kai Hudetz sicher. Dennoch sollte nicht mit einem Verbot des Anbieters reagiert werden, sagte der Geschäftsführer des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH) dem „Spiegel“ (Dienstag). Stattdessen müsse das Unternehmen stärker reguliert werden.
„Während deutsche Unternehmen insbesondere durch das Lieferkettengesetz zu hohen Standards in Sachen Nachhaltigkeit verpflichtet sind, spielt sie für Temu offenkundig kaum eine Rolle“, sagte Hudetz. Die Politik müsse das chinesische Unternehmen daher dazu verpflichten, bei der Nachhaltigkeit die geltenden Standards einzuhalten – am besten auf europäischer Ebene.
Langfristig halte er das Geschäftsmodell von Temu aber ohnehin für nicht haltbar, sagte Hudetz weiter. Zu den Preisen, zu denen der Händler seine Ware anbiete, könne diese selbst ohne Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards unmöglich kostendeckend produziert, beworben und transportiert werden.
„Letztlich geht Temu eine große Wette ein: Die Hoffnung lautet offenkundig, dass man mit den Billigangeboten eine hohe Reichweite gewinnt, die man später zu Geld machen kann“, sagte der Experte. Um schließlich doch Geld zu verdienen, müsste Temu irgendwann die Preise erhöhen. „Aus meiner Sicht kann dieses Kalkül nicht aufgehen.“ Bis dahin könne Temu aber großen Schaden anrichten.
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