“In meiner Zeit haben noch viele gedacht, man müsse so was nie machen bei VW”, sagte er der “Wirtschaftswoche” laut Vorabmeldung vom Mittwoch. Für Volkswagen sei das “eine neue Situation, auch ein Tabubruch”, fuhr er fort. Die Rosskur werde dem Unternehmen aber gut tun.
Der kriselnde Autobauer hatte am Dienstag fristgerecht zum Jahresende den sogenannten Zukunftstarifvertrag zur Beschäftigungssicherung gekündigt, der betriebsbedingte Kündigungen bis 2029 ausschließt. Das Unternehmen sehe sich aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen dazu gezwungen, erklärte der Personalvorstand der Kernmarke VW, Gunnar Kilian. Nach einer einer Übergangsphase werden betriebsbedingte Kündigungen ab Juli 2025 möglich, wenn es keine Einigung auf eine neue Lösung gibt.
Seit seinem Wechsel zu Wechsel zu VW sei damals über den nötigen Handlungsbedarf diskutiert worden, sagte Diess weiter. Damals sei es für die Einsparungen aber “wahrscheinlich zu früh” gewesen. “Dem Unternehmen geht es doch gut, haben viele gesagt”, erinnerte sich der ehemalige VW-Chef im Gespräch mit der “Wirtschaftswoche”. Er war zwischen 2018 und 2022 VW-Chef.
Nun gebe es die Situation, dass die Ergebnisqualität der Marke VW “schlecht” sei. “Die Produktivität der meisten deutschen Standorte der Marke VW reicht nicht, um die hohen Lohnkosten zu kompensieren und auch in der Verwaltung ist viel Potenzial für Optimierung”, sagte Diess. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) habe gesagt, dass Volkswagen jetzt seine Hausaufgaben machen müsse. “Das trifft es gut. Das Unternehmen wird dadurch auch schneller und besser werden.”
Diess sieht VW dafür personell gut aufgestellt. “Der Olli Blume macht das sehr gut – und das ganze Volkswagen Team”, sagte er mit Bezug auf VW-Chef Oliver Blume. Dieser gehe die Sanierung “mit ruhiger Hand” an und habe “sicher größere Chancen diese Aufgabe zu bewältigen”.
Die Führung der Kernmarke VW des Volkswagenkonzerns hatte vor einer Woche einen härteren Sparkurs angekündigt und dabei Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr ausgeschlossen. Am Dienstag dann folgte die Kündigung von insgesamt sechs Tarifverträgen zum Jahresende. Die Gewerkschaft IG Metall sprach daraufhin von einem “beispiellosen Angriff auf das gemeinsame historische Tarifwerk”.
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