Der Deutsche Presserat hat im vergangenen Jahr so viele Rügen erteilt wie noch nie in einem Jahr zuvor. Für besonders schwere Verstöße gegen den Pressekodex wurden 73 Rügen ausgesprochen, wie der Presserat am Mittwoch in Berlin zur Vorstellung seines Jahresberichts mitteilte. Im Jahr zuvor war dies lediglich in 47 Fällen geschehen.
Besonders häufig rügte der Presserat demnach die Verletzung von journalistischen Sorgfaltspflichten. Dazu gehörten irreführende Überschriften oder mangelnde Recherche seitens der Redaktionen. In diesem Zusammenhang wurden 22 Rügen ausgesprochen. Ebenso häufig rügte der Presserat, wenn Redaktionen den Persönlichkeits- und Opferschutz missachtet hatten.
„Gerade in Krisenzeiten wünschen sich Leserinnen und Leser eine Berichterstattung, die ethischen Standards gerecht wird“, erklärte Presseratssprecherin Kirsten von Hutten. „Redaktionen sollten Fehler transparent korrigieren, mit der Leserschaft das Gespräch suchen und ihre Arbeit erklären, wenn sie kritisiert werden.“
Positiv sei zu bewerten, dass der Großteil der Beschwerden über die relevantesten Nachrichtenthemen wie Kriege und Krisen als unbegründet zurückgewiesen werden konnte. „Bei großen Themen wie den Kriegen in Israel und Gaza sowie in der Ukraine haben die Print- und Onlinemedien ganz überwiegend sauber gearbeitet“, erklärte von Hutten. Insgesamt waren wie in den Jahren zuvor mehr als zwei Drittel der behandelten Beschwerden unbegründet.
Das Beschwerdeaufkommen stieg insgesamt nur leicht gegenüber dem Vorjahr an. Den Angaben zufolge gingen im vergangenen Jahr 1850 Einzelbeschwerden beim Presserat ein. Dies waren etwas mehr als 2022 mit 1733 Beschwerden.
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