Auf wichtigen Strecken werde die Höchstgeschwindigkeit der ICE von 250 auf 265 Stundenkilometer erhöht, um gegebenenfalls Verspätungen aufholen zu können, sagte DB-Fernverkehrvorstand Michael Peterson am Dienstag in Berlin. Außerdem soll das Angebot im Fernverkehr weniger stark als in den vergangenen Jahren und vor allem über längere Züge und somit mehr Sitzkapazitäten ausgebaut werden.
Die Deutsche Bahn hatte vergangene Woche ein „Sanierungskonzept“ vorgelegt, um den Zugverkehr in Deutschland in den kommenden drei Jahren zuverlässiger und auch wirtschaftlicher zu machen. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte den Staatskonzern dazu aufgefordert. Für den Fernverkehr ist eine Steigerung der aktuell sehr schlechten Pünktlichkeitsquote (rund 60 Prozent im August) auf 75 bis 80 Prozent bis 2027 vorgesehen.
Fernverkehrvorstand Peterson stellte nun eine Reihe von Maßnahmen vor, um dazu beizutragen. Demnach sind auch technische und organisatorische Veränderungen geplant, etwa die Einführung der sogenannten Turbowende, welche die Wiederbereitstellung der Züge nach einer Fahrt massiv beschleunigen soll.
Besser werden soll auch die Abstimmung des Fahrplans auf Bauarbeiten an der Strecke. „Bisher war es so, dass der Fahrplan bei jeder Bautätigkeit angepasst wurde“, sagte Peterson. Dies habe zu ständigen Fahrplanänderungen geführt. „In Zukunft wollen wir nur noch nach Fahrplan bauen.“ Es soll also nur gebaut werden, wenn der Fahrplan es zulässt.
Dies ermögliche auch eine frühere Buchung. Bislang können Tickets im Fernverkehr höchstens sechs Monate im Voraus gebucht werden. Ab dem 16. Oktober sind Buchungen zwölf Monate im Voraus möglich, wie Peterson sagte. Verbesserungen soll es demnach auch bei der digitalen Information für Reisende und bei der Störungsanfälligkeit der Zugsysteme geben – vom Antrieb über die Bord-WCs bis hin zur Kaffeemaschine im Bordbistro.
Peterson relativierte allerdings auch die zu erwartenden Auswirkungen der Maßnahmen auf die Pünktlichkeit: „In mehr als 80 Prozent der Fälle ist die Verspätung auf den schlechten Zustand der Schienenwege zurückzuführen“ – für die er als Fernverkehrsvorstand nicht zuständig ist. Doch auch die Streckensanierung gehe voran, der Bund habe so viel Geld dafür bereitgestellt wie nie.
„Spätestens seit dem Einsturz der Carola-Brücke in Dresden haben, glaube ich, alle Menschen in Deutschland verstanden, dass wir hier in Deutschland ein Infrastrukturproblem haben“, führte Peterson zudem aus. Bisher seien die Probleme mit Problemen der Bahn gleichgesetzt worden. „Dass die Infrastrukturprobleme deutlich breiter gefächert sind“ und entsprechend angegangen werden sollten sei nun „quer durch die Republik in Wirtschaft, Gesellschaft, Politik“ angekommen.
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