Der Deutsche Bauernverband kündigt Widerstand gegen die Gesetzespläne von Bundeswirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) an, die Anbindehaltung von Rindern grundsätzlich bis auf wenige Ausnahmen zu verbieten. „Das ist Strukturpolitik mit der Brechstange“, sagte Generalsekretär Bernhard Krüsken der „Augsburger Allgemeinen“ vom Donnerstag. Es sei unverständlich, dass ausgerechnet jetzt den Landwirten ein weiteres Bündel von Auflagen aufgebürdet werden solle.
Der Gesetzentwurf stehe im Widerspruch zu Ankündigungen von Bürokratieabbau und Entlastungen der Landwirte, argumentierte Krüsken. Er forderte die Bundesregierung auf, einen Kompromissvorschlag aus Bayern aufzugreifen, statt eines Verbots den freiwilligen Umstieg der Betriebe auf Kombinations- und Laufstallhaltung zu fördern. „Die Betriebe brauchen eine Entwicklungsperspektive und das bayerische Modell mit der Kombihaltung ist dafür ein guter Weg“, sagte der Bauernverbandsvertreter. ,Die Zahl der Betriebe mit Anbindehaltung sinke ohnehin seit Langem, doch viele Höfe könnten die Umstellung auf einen Laufstall kaum bewältigen, fügte Krüsken hinzu. Ihnen fehle das Kapital oder schlichtweg der Platz.
Laut dem Entwurf des Bundeslandwirtschaftsministerium soll für die vor allem in Süddeutschland übliche Anbindehaltung nur noch eine Übergangszeit von fünf Jahren gelten, um eine Umstellung zu ermöglichen. Für kleine Betriebe soll demnach die Ausnahme gelten, dass sie maximal 50 Weide-Rinder in der kalten Jahreszeit angebunden im Stall halten können, wenn diese mindestens zweimal in der Woche Zugang zu einem Freigelände haben.
Laut einer Studie des Thünen-Instituts gab es 2020 noch rund 17.300 Milchviehbetriebe, die ihre Kühe zumindest zeitweise im Stall anbanden. Das entsprach 35 Prozent aller Milchviehbetriebe und elf Prozent aller Milchkühe. In Bayern ist es nach Angaben des Bauernverbands jeder zweite Milchviehbetrieb.
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