Basiseffekt des Deutschlandtickets lässt Inflation im Mai wieder anziehen

Die Verbraucherpreise in Deutschland sind im Mai wieder etwas deutlicher gestiegen: Die Inflationsrate in diesem Monat liegt bei voraussichtlich 2,4 Prozent im Jahresvergleich, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.

Die Verbraucherpreise in Deutschland sind im Mai wieder etwas deutlicher gestiegen: Die Inflationsrate in diesem Monat liegt bei voraussichtlich 2,4 Prozent im Jahresvergleich, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in einer ersten Schätzung mitteilte. Im April hatte die Teuerung noch bei 2,2 Prozent gelegen. Grund dafür, dass sie nun nach mehreren Monaten wieder anzog, war auch ein Basiseffekt durch das Deutschlandticket.

Die Preise für Nahrungsmittel stiegen den Angaben zufolge unterdurchschnittlich um 0,6 Prozent im Jahresvergleich. Die Preise für Energie sanken sogar um 1,1 Prozent im Vorjahresvergleich, obwohl die Mehrwertsteuer für Gas und Fernwärme im April von sieben auf 19 Prozent gestiegen war. Dienstleistungen dagegen wurden im Mai deutlich teurer, die Preise stiegen um 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die Inflationsrate ohne Nahrungsmittel und Energie, die so genannte Kerninflation, lag bei 3,0 Prozent. Verglichen mit dem Vormonat April stiegen die Verbraucherpreise im Mai um 0,1 Prozent. Die endgültigen Ergebnisse veröffentlicht das Statistikamt am 12. Juni.

Interessant ist der leichte Anstieg der Rate im Jahresvergleich auch vor dem Hintergrund der anstehenden Leitzinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB). Die EZB strebt eine Inflation von zwei Prozent an. Eine erste Zinssenkung wird bei der nächsten EZB-Sitzung kommende Woche erwartet. Wie es dann weiter geht, ist aber völlig offen. Die EZB betonte wiederholt, datenbasiert entscheiden zu wollen.

Silke Tober, Geldpolitik-Expertin des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, verwies auf den inflationstreibenden Basiseffekt der Einführung des 49-Euro-Tickets zum Mai vergangenen Jahres. Es hatte die Rate in den vergangenen zwölf Monaten gedämpft, dieser Effekt lief nun aus.

Tober sieht die vermutete EZB-Entscheidung dennoch nicht gefährdet: Der Abschwächungsprozess hin zum Inflationsziel von zwei Prozent sei „weiterhin intakt“. „Eine erste Zinssenkung der EZB im Juni ist deshalb sehr wahrscheinlich und auch absolut sinnvoll.“

Auch Michael Holstein, Chefvolkswirt der DZ Bank, sieht in der anziehenden Inflation keine Trendwende. Der Anstieg sei wegen des Deutschlandtickets erwartet worden. Für die Geldpolitik sei nun entscheidend, „dass sich der Inflationstrend bei den Dienstleistungen in den kommenden Monaten abschwächt“, führte Holstein aus. „Ansonsten dürfte die allseits erwartete EZB-Zinssenkung in der nächsten Woche für längere Zeit die letzte gewesen sein.“
© AFP

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