Ärztevertreter haben Forderungen nach einer Abschaffung der telefonischen Krankschreibung kritisiert. Die Vorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, Nicola Buhlinger-Göpfarth, nannte die Telefon-AU in der „Rheinischen Post“ vom Montag „aus medizinischer Sicht sinnvoll“. Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt sieht zudem keinen Zusammenhang zwischen der telefonischen Krankschreibung und einem hohen Krankenstand in Deutschland. Beide wandten sich gegen die Abschaffung, die von Arbeitgebern gefordert worden war.
Angesichts des hohen Krankenstandes war die Debatte um die während der Corona-Pandemie eingeführte Möglichkeit zur Krankschreibung per Telefon wieder aufgeflammt. Unter anderem Finanzminister Christian Lindner (FDP) und das arbeitgebernahe Institut der Deutschen Wirtschaft sprachen sich dafür aus, diese Möglichkeit wieder einzuschränken. ,“Lasst uns zurückkehren zum bewährten Verfahren“, sagte auch der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände, Steffen Kampeter, der „Rheinischen Post“ vom Montag. Es liege nahe, dass es dort zu Missbrauch komme.
„Die Unterstellungen, dass sich die Menschen mithilfe der Telefon-AU einen schlanken Fuß machen, können wir aus unserer täglichen Arbeit nicht bestätigen“, sagte hingegen Hausärzte-Vertreterin Buhlinger-Göpfarth. Im Gegenteil gefährde eine Abschaffung der telefonischen AU „die Patientenversorgung in den Infektmonaten“. Die Praxen würde dies überfordern. Die Einführung der telefonischen Krankschreibung sei zudem „eine der ganz wenigen erfolgreichen politischen Maßnahmen zur Entbürokratisierung des Gesundheitswesens“ gewesen.
Auch der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sprach sich für das Festhalten an der Regelung aus. „Ich bin sehr dafür, dass die telefonische Krankschreibung erhalten bleibt“, sagte Reinhardt bei Bayern 2. Das habe er auch Christian Lindner vor einigen Wochen bei einem Treffen gesagt, sagte Reinhardt. Er halte es „nicht für klug, das wieder abzuschaffen“.
Auf die Frage, ob er einen Zusammenhang zwischen hohen Krankenständen und der erleichterten Möglichkeit zum krankschreiben sieht, sagte der Ärztekammer-Präsident: „Nein, den gibt es für mich definitiv nicht.“
Der Krankenstand steuert in diesem Jahr auf einen neuen Höchstwert zu. Experten machen dafür neben zahlreichen Atemwegserkrankungen auch die elektronische Krankschreibung verantwortlich – allerdings vor allem wegen der zuverlässigeren statistischen Erfassung der Krankheitstage.
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