Bei den Genehmigungen für den Wohnungsbau ist ein Ende der Abwärtsspirale nicht in Sicht: Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden vermeldete am Donnerstag auch für Mai einen Einbruch der Zahlen um 24,2 Prozent im Jahresvergleich, demnach wurde der Bau von 17.800 Wohnungen genehmigt. Das Baugewerbe warnte, Deutschland schlittere in eine „tiefe Wohnungsbaukrise“, der Immobilienwirtschaftsverband BFW bescheinigte der Regierung ein „Scheitern der Wohnungsbaupolitik in wirtschaftlich schwierigen Zeiten“.
Verglichen mit Mai 2022 gingen die Genehmigungen sogar um fast 44 Prozent zurück, wie die Statistiker am Donnerstag weiter mitteilten. Von Januar bis Mai wurden demnach in Summe 89.000 Wohnungen genehmigt, das waren 21,5 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Die Ergebnisse umfassen sowohl Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden. Die Zahl der Baugenehmigungen in Deutschland geht seit mittlerweile zwei Jahren Monat für Monat zurück – und das meist im zweistelligen Prozentbereich.
Erneut waren im Mai alle Arten von Gebäuden von Rückgängen betroffen. Bei Einfamilienhäusern war der Rückgang im Jahresvergleich mit 31,5 Prozent am größten, bei den Zweifamilienhäusern betrug er 15,7 Prozent und bei den Mehrfamilienhäusern, der mit Blick auf die Zahl der Wohnungen wichtigsten Gebäudeart, waren es 21,7 Prozent.
„Die Baugenehmigungen sind der wesentliche Seismograph für den Wohnungsneubau“, gab der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, Felix Pakleppa, zu bedenken. „Nur wenn Bauherren und Investoren ihre Projekte genehmigen lassen und uns beauftragen, kommen rund zwei Jahre später neue Wohnungen auf den Markt.“ Damit schlittere das Land in eine „tiefe Wohnungsbaukrise“. Die Firmen könnten zudem ihre Kapazitäten nicht auslasten und halten, das sei „fatal“.
Hohe Bauzinsen und „überambitionierte energetische Anforderungen“ verschreckten Bauwillige und Investoren, fuhr Pakleppa fort. Bauen müsse einfacher werden. Ähnlich äußerte sich die Deutsche Bauindustrie. „Ohne einen radikalen Einschnitt baukostentreibender Vorgaben von Bund, Ländern und Gemeinden wird sich nichts ändern und Monat für Monat neue Negativrekorde verzeichnet“, mahnte Verbandspräsident Tim Oliver Müller.
Der Verband BFW beklagte zudem, dass das Problem „immer weiter in die Zukunft“ verlagert werde. Dringend nötig sei eine Deregulierung der Immobilienbranche, rund 30 Prozent aller Baukosten entstünden durch staatliche Regulierung.
Die Wohnungswirtschaft forderte erneut ein breit angelegtes Zinsprogramm für bezahlbaren Wohnungsbau – zudem müssten für das einfachere und kostengünstigere Bauen mithilfe des Gebäudetyps E jetzt schnell die richtigen Weichen gestellt werden. Von Seiten der beteiligten Ministerien für Bau und Justiz waren dazu kürzlich Leitlinien sowie ein Referentenentwurf vorgelegt worden.
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