Zum Wohnungsbau-Tag haben Bauindustrie und Handwerk auf die dramatische Situation im Baugewerbe verwiesen. „Die Talsohle im Baugewerbe ist noch lange nicht durchschritten, vor allem nicht beim Wohnungsbau“, sagte Handwerkspräsident Jörg Dittrich der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vom Donnerstag. Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, sagte mehreren Zeitungen, viele Politiker redeten bereits von „Signalen einer Belebung des Wohnungsbaus, dabei ist die Talfahrt noch im vollen Gang“.
In Berlin trifft sich am Donnerstag ein Verbändebündnis zum Wohnungsbau-Tag, um über die Krise auf dem Wohnungsmarkt zu diskutieren. Teilnehmen werden etwa der Mieterbund, die Gewerkschaft IG BAU sowie mehrere Immobilien- und Wohnungsbauverbände. Erwartet werden auch Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne).
Die kommenden Monate werden aus Sicht von Handwerkspräsident Dittrich „verdammt hart“. Die Politik müsse „noch stärkere Anreize fürs Bauen geben, auch um dramatische Folgen für die Gesamtwirtschaft abzuwenden“, sagte er der „NOZ“. Nach wie vor sei die Zahl der Baugenehmigungen zu gering und das spüre auch das Handwerk. Zudem seien die Baunebenkosten viel zu hoch.
Ähnlich kritisch äußerte sich die Bauindustrie. „Die Genehmigungen und Baufertigstellungen gehen im dritten Jahr drastisch zurück, die Geschäftserwartungen sind auf einem historischen Tiefpunkt und der Preiskampf um neue Aufträge nimmt teils unwirtschaftliche Züge an“, sagte Verbandspräsident Müller der „Augsburger Allgemeinen“ sowie der „Rheinischen Post“. Nötig seien temporär eine staatliche Förderung und mittelfristig eine Entschlackung von Vorschriften, Bürokratie und Anforderungen an Gebäude, formulierte er seinen Appell an die Politik.
Der Präsident des Eigentümerverbandes Haus und Grund, Kai Warnecke, forderte erneut mehr Anreize zum Wohnungsbau. „Die Bundesregierung muss gemeinsam mit den Ländern und Kommunen endlich dafür die Rahmenbedingung verbessern. Bauen muss einfacher und günstiger werden“, sagte er der „Rheinischen Post“.
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