Rias-Bericht: Mehr antisemitische Vorfälle in Thüringen

Die Zahl antisemitischer Vorfälle ist in Thüringen im vergangenen Jahr gestiegen.

Insgesamt wurden 297 solcher Fälle erfasst, wie die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (Rias) Thüringen am Dienstag in Erfurt mitteilte. Dies entsprach einem Anstieg von knapp 25 Prozent zum Vorjahr 2023, als 243 Vorfälle gezählt worden waren. Insgesamt 42 Prozent der Vorfälle wurden nach dem Großangriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023 gemeldet.

Bei 235 der 297 Vorfälle handelte es sich den Angaben zufolge um antisemitische Äußerungen – sowohl in mündlicher, schriftlicher wie bildlicher Form. Der Schwerpunkt habe sich vom digitalen Bereich „hin zum analogen Bereich verlagert“, hieß es im am Dienstag veröffentlichten Rias-Jahresbericht.

Mit 48 Prozent sei der sogenannte Post-Shoah-Antisemitismus weiterhin die häufigste antisemitische Erscheinungsform in Thüringen. Darunter fallen etwa die Verharmlosung der NS-Verbrechen sowie Formen der NS-Verherrlichung und Angriffe auf die Erinnerungskultur. Insbesondere hätten 2023 Angriffe auf die Erinnerungskultur zugenommen und seien „aggressiver“ ausgefallen.

Antisemitische Vorfälle in Thüringen standen 2023 zudem im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt. So wurden Vorfälle etwa auf Demonstrationen sowohl gegen Israel als auch zur Unterstützung Israels dokumentiert. Außerdem seien „antisemitische Kommentare“ als Reaktion auf proisraelische Äußerungen etwa von Thüringer Politikenrn gefallen. Vorfälle gab es zudem vor Erfurter Synagogen, darunter Schmierereien und angezündete Papierstücke, die an den Krieg in Israel erinnerten.

Rias Thüringen ist eine Dokumentations- und Meldestelle für antisemitische Vorfälle. Erstmals legte sie für 2021 einen Bericht vor.
© AFP

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