Gesuchter mutmaßlicher Linksextremist Johann G. in Thüringen festgenommen

Der seit Jahren gesuchte mutmaßliche Linksextremist Johann G. ist festgenommen worden.

Ein Sprecher des Generalbundesanwalts in Karlsruhe bestätigte am Freitag die Festnahme. Ein mobiles Einsatzkommando der sächsischen Polizei fasste den Tatverdächtigen nach Angaben aus Ermittlerkreisen in einem Zug in Thüringen. Johann G. soll zur Gruppe um die Linksextremistin Lina E. gehören, die zahlreiche Überfälle auf Neonazis verübte und mehrere Menschen teils schwer verletzte. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach von einem „sehr wichtigen Fahndungserfolg“.

Der Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofes erließ gegen G. Haftbefehl. Nach dem inzwischen 31-Jährigen wurde seit längerer Zeit durch den Generalbundesanwalt und das Landeskriminalamt Sachsen gefahndet. Er sei „dringend verdächtig, sich als Mitglied einer kriminellen Vereinigung an mehreren politisch motivierten körperlichen Übergriffen beteiligt zu haben“. Auf Hinweise zu seiner Ergreifung waren 10.000 Euro Belohnung ausgesetzt gewesen.

Nach Angaben der Bundesanwaltschaft soll G. bis Samstag dem Ermittlungsrichter in Karlsruhe vorgeführt werden, wo ihm der Haftbefehl eröffnet und über dessen Invollzugsetzung entschieden wird.

Im Mai 2023 hatte das sächsische Oberlandesgericht E. und drei weitere mutmaßliche Linksextremisten zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Ein Kronzeuge der Staatsanwaltschaft belastete in dem Prozess E. und deren untergetauchten Partner G. und erklärte damals, diese hätten zu den führenden Protagonisten der gewaltsamen Überfälle gehört.

E. erhielt wegen der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung eine Freiheitsstrafe von fünf Jahren und drei Monaten. Der Haftbefehl gegen E., die zu diesem Zeitpunkt seit zweieinhalb Jahren in Untersuchungshaft saß, wurde im Gerichtssaal außer Vollzug gesetzt. Ihre Anwälte legten gegen das Urteil Revision ein.

Die drei mitangeklagten Männer wurden zu Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren und drei Monaten verurteilt. Das Gericht sah als erwiesen an, dass die Angeklagten zwischen 2018 und 2020 in unterschiedlicher Beteiligung mehrere Überfälle auf tatsächliche und vermeintliche Neonazis in Wurzen, Leipzig und im thüringischen Eisenach begangen und mehrere Menschen teils schwer verletzt hatten.

Die Festnahme von Johann G. sei ein „sehr wichtiger Fahndungserfolg“, schrieb Bundesministerin Faeser im Onlinedienst X. „Von linksextremistischen Gruppen geht eine erhebliche Gefahr aus. Es sind Hemmschwellen gesunken, politische Gegner mit äußerster Brutalität anzugreifen.“ Die Szene werde von den Sicherheitsbehörden genau beobachtet.

Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) sprach ebenfalls von einem „herausragenden Erfolg“ der Ermittler. Den Fahndern sei es gelungen, „den Drahtzieher vielfältiger schwerer Straftaten der linksextremistischen Szene aufzuspüren und festzusetzen“. Nach der Festnahme von E. sei G. „einer der meistgesuchten Linksextremisten“ gewesen, der zugleich „das zentrale Puzzleteil im gesamten Ermittlungskomplex“ sei.
© AFP

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