Studie: Viertagewoche hat Vorteile für Mitarbeiter bei stabilen Umsätzen

Eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit bringt einem Pilotprojekt in deutschen Unternehmen zufolge Vorteile für die Mitarbeiter - bei zugleich immerhin stabilen Umsätzen.

„Die Mitarbeiter berichteten von signifikanten Verbesserungen ihrer mentalen und körperlichen Gesundheit“, erklärte die Unternehmensberatung Intraprenör als Initiator des Pilotprojekts zur Viertagewoche am Freitag. Zugleich hätten Leistung und Produktivität der Unternehmen nicht unter der geringeren Arbeitszeit gelitten.

„Die Viertagewoche führte zu einer signifikant positiven Veränderung der Lebenszufriedenheit, die sich hauptsächlich durch die zusätzliche Freizeit ergab“, erklärte die wissenschaftliche Leiterin der Studie, Julia Backmann. Demnach äußerten vor dem Projekt 64 Prozent der Mitarbeitenden den Wunsch, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Anschließend waren es noch 50 Prozent.

Der geringere Arbeitsumfang führte laut Studienauswertung zu mehr Bewegung und mehr Schlaf. Die Beschäftigten mit weniger Arbeitszeit schliefen im Schnitt 38 Minuten pro Woche mehr als die Kontrollgruppe. Die Zahl der Stress- und Burnout-Meldungen sei deutlich reduziert worden, erklärte Intraprenör.

Allerdings führte dies nicht zu einem Rückgang der monatlichen Krankentage. Die Teilnehmenden fehlten zwar etwas seltener, gleiches galt jedoch für die Kontrollgruppe. Dies lasse auf „saisonale Unterschiede als Ursache schließen“, heißt es in der Studie. Auch ein erhoffter positiver Umwelteffekt blieb demnach aus: „Die Zeit für den Arbeitsweg blieb unverändert und es gab keine Hinweise darauf, dass die an dem zusätzlichen freien Tag durchgeführten Aktivitäten besonders umweltfreundlich waren.“

Bei Gewinn und Umsatz der Unternehmen zeigten sich demnach „leichte Steigerungen“, die verglichen mit dem Vorjahr aber „nicht signifikant“ seien. „Die Tatsache, dass diese Kennzahlen stabil geblieben sind, während die Arbeitszeit erheblich reduziert wurde, lässt jedoch darauf schließen, dass zumindest einige Produktivitätsgewinne erzielt wurden“, erklärte Intraprenör. Auch hätten Mitarbeitende und Geschäftsführende „tendenziell“ eher eine Produktivitätssteigerung wahrgenommen.

Die Unternehmen profitieren von einer insgesamt gestiegenen Mitarbeiterzufriedenheit, zudem wurden Verbesserungen bei der Personalsuche gemeldet. Dennoch gebe es keine stichhaltigen Beweise dafür, dass die Einführung der Viertagewoche zu einer geringeren Mitarbeiterfluktuation führe, schränkten die Studienautoren ein.

Seit Anfang des Jahres hatten deutschlandweit 45 Firmen an dem Pilotprojekt teilgenommen, von denen 41 die Testphase laut Intraprenör mittlerweile abgeschlossen haben oder kurz davor stehen. Der Umfang der Arbeitszeitsenkung variierte dabei je nach Unternehmen, manche gewährten 20 Prozent weniger Wochenarbeitsstunden bei gleichem Lohn, andere lediglich zehn Prozent, manche noch weniger. Bei 85 Prozent gab es den Angaben zufolge einen „vollen freien Tag pro Woche“.

Teilweise nahmen nur einzelne Teams von Unternehmen am Pilotprojekt teil, in anderen Fällen die gesamte Belegschaft. Die Firmen kamen laut Intraprenör aus den Bereichen Dienstleistung, Fertigung, Pflege, IT und Medien. Von den ursprünglich 45 teilnehmenden Firmen brachen zwei ihre Teilnahme aufgrund „wirtschaftlicher Herausforderungen oder mangelnder interner Unterstützung für die Viertagewoche ab“.

Um die geringere Arbeitszeit auszugleichen, wählten die Unternehmen verschiedene Anpassungen, etwa die Reduzierung von Ablenkungen, die Optimierung von Prozessen und den Einsatz neuer digitaler Werkzeuge. Viele Unternehmen bemühten sich um weniger und kürzere Meetings. „Das Potenzial der verkürzten Arbeitszeit scheint unter komplizierten Prozessen, Meetings und geringer Digitalisierung zu schlummern“, erklärte Carsten Meier von Intraprenör.

Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung wertete die Studie als Beleg dafür, dass die Viertagewoche „sich sowohl für die Beschäftigten als auch für die Unternehmen positiv“ auswirke. Sie sollte Unternehmen ermutigen, dem Beispiel zu folgen.

Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft in Köln verwarf die Studie hingegen als Experiment mit „wenig Aussagekraft“. Etwa liege nahe, dass die teilnehmenden Unternehmen einer Viertagewoche ohnehin positiv gegenüberstanden, was das Ergebnis verzerre. Bislang habe keine Studie den Beweis erbracht, dass die Reduzierung der Arbeitszeit „eingesamtwirtschaftlich sinnvoller Ansatz ist“.
© AFP

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