Wie eine Untersuchung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zeigt, können Flüge für den nächsten Tag über 200 Euro kosten – mit drei Monaten Vorlauf sind es im Schnitt 36 bis 73 Euro. Günstigste Fluggesellschaft war in diesem Herbst demnach Wizz Air, es folgten Easyjet und Ryanair.
Das DLR untersuchte die Preise für Strecken mit Entfernungen zwischen 500 und 2000 Kilometern, Referenzdatum war der 17. September. Die Forschenden erhoben die Preise für Flüge mit verschiedenen Vorausbuchungsfristen. Der Durchschnittspreis für einen einfachen Flug lagen demnach zwischen 61 Euro bei Wizzair und 115 Euro bei der Lufthansa-Tochter Eurowings.
Je länger die Vorausbuchungsfrist, desto günstiger, so die Faustformel – es gab allerdings auch Abweichungen. Zudem sind an Feiertagen und in Ferienzeiten die verfügbaren Kapazitäten oft frühzeitig ausgebucht, was zu höheren Preisen führt, wie die das DLR am Freitag erklärte.
Das Zentrum veröffentlicht zweimal im Jahr seinen sogenannten Low-Cost-Monitor zum Billigflug-Angebot in Deutschland. In einem Extrateil zu den Preisen ermittelten die Forschenden aktuell nicht nur die Nettoflugpreise, sondern die für die Kunden relevanten Endpreise, die oft „erheblich höher“ sind. Grund sind die zusätzlichen Kosten und Gebühren.
Das DLR bestätigte in seiner Untersuchung die Klage der Fluggesellschaften über die hohen Kosten in Deutschland. Der Markt sei zwar im Vergleich zum Vorjahr in der untersuchten Woche im Juli um sechs Prozent gewachsen – auf insgesamt 4260 Starts und 760 Strecken. Diese Werte lägen jedoch mehr als 30 Prozent unter dem Niveau von 2019, so das DLR. Europaweit dagegen habe der Low-Cost-Markt das Vor-Corona-Niveau wieder überschritten.
Billigflüge bieten in Deutschland demnach insgesamt 14 Gesellschaften an – die vier Airlines Eurowings, Ryanair, Easyjet und Wizz Air dominieren den Markt. Sie boten im Juli Flüge in 45 Länder an; Spanien und Italien waren die am häufigsten angesteuerten Ziele.
Die Konkurrenz ist demnach gering: Neun von zehn Strecken werden exklusiv von einer Billig-Fluggesellschaft angeboten, nur bei wenigen Strecken wie nach Palma de Mallorca gibt es mehrere Wettbewerber. ,Inlandsflüge haben „deutlich an Bedeutung verloren“, ergab die DLR-Untersuchung. Die Gründe lägen zum einen in einer geringeren Nachfrage, da beispielsweise Meetings zunehmend online abgehalten werden. „Zum anderen spielen wirtschaftliche Rahmenbedingungen und ein reduziertes Angebot eine Rolle“, erklärte Studienleiter Peter Berster.
Die Low-Cost-Angebote der Airlines unterscheiden sich laut DLR zunehmend – das mache es schwierig, klare Abgrenzungskriterien zu definieren. Zu den typischen Merkmalen zählten ein niedriger Preis und dessen allgemeine Verfügbarkeit, ebenso wie der Direktvertrieb über das Internet. Low-Cost-Carrier setzen demnach vorwiegend auf den Punkt-zu-Punkt-Verkehr und nutzen häufig nur ein Flugzeugmodell sowie verschiedene Flughäfen als Basen.
Sogenannte Netzwerk-Fluggesellschaften bieten dagegen ein umfassendes Streckennetz mit Kurz-, Mittel- und Langstreckenflügen über zentrale Drehkreuze an. Touristik-Fluggesellschaften arbeiten eng mit Reiseveranstaltern zusammen. Doch inzwischen vermischten sich diese Geschäftsmodelle zusehends.
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