Frauen sind in Führungspositionen in den Medien weiterhin stark unterrepräsentiert. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Mittwoch veröffentlichte Studie des Vereins ProQuote Medien. Demnach geht die Schere zwischen den Karriereverläufen von Journalistinnen und Journalisten vor allem in der Altersspanne zwischen 30 und 39 Jahren auseinander.
„Das ist das entscheidende Jahrzehnt, in dem Männer ihre Karriere ausbauen und viel zu viele Frauen zerrissen sind zwischen Job und junger Familie“, erklärte die ProQuote-Vorstandsvorsitzende Corinna Cerruti. Sie forderte Verlage und Medienhäuser auf, mehr konkrete Angebote zu flexibler Arbeitszeit und Kinderbetreuung zu machen. Vorbilder im Unternehmen sollten zeigen, „dass Care-Arbeit nicht automatisch Frauensache ist, sondern auf beide Partner verteilt wird“.
Die Studie stützt sich auf Daten einer Befragung von Journalistinnen und Journalisten durch das Leibniz-Institut für Medienforschung. Darin wird auch auf unterschiedliche Verhaltensweisen von Frauen und Männern hingewiesen. „Frauen trauen sich oft nicht, sich proaktiv auf eine Führungsstelle zu bewerben, wenn sie nicht in allen Punkten den Anforderungen entsprechen“, erläuterte ProQuote-Vorständin Edith Heitkämper.
Allerdings berichte auch die Mehrheit der Journalistinnen über „geschlechtsspezifische Hürden auf ihrem Karriereweg wie Problemen bei der Rückkehr nach der Elternzeit oder Sexismus am Arbeitsplatz“, hieß es in der Mitteilung weiter. Als Lösungsansatz schlug Heitkämper eine stärkere strukturelle Förderung von Journalistinnen vor.
Laut der Studie lag der Anteil von Frauen an der Führung ausgewählter Leitmedien in Deutschland 2022 bei lediglich 17,7 Prozent. Für Agenturen und Zentralredaktionen überregionaler Medien wurde dieser Anteil mit 25 Prozent angegeben, in Regionalzeitungen sogar nur mit 13,3 Prozent. Höhere Anteile, aber ebenfalls keine Parität wurden für Online-Medien (28,1 Prozent) und für Zeitschriften (39,5 Prozent) angegeben.
Der Anteil von Frauen an Medienschaffenden insgesamt sei hingegen mit rund 44 Prozent deutlich höher, hieß es weiter. Zudem wiesen Journalistinnen durchschnittlich häufiger höhere Bildungsabschlüsse auf als ihre männlichen Kollegen. Relativ ausgewogen sei das Geschlechterverhältnis hingegen bei der journalistischen Ausbildung.
Der Verein ProQuote fordert, Geschlechterparität auf Führungsebenen ausdrücklich als Unternehmensziel festzuschreiben. Arbeitsmodelle wie Teilzeit oder Doppelspitzen sollten stärker angeboten werden, um auch Führungskräften ein flexibles Arbeiten zu ermöglichen.
„Da wo die Entscheidungen fallen, sitzen mehrheitlich Männer am Tisch“, erklärte Bundesfrauenministerin Lisa Paus (Grüne) zu der Studie, die von ihrem Ministerium gefördert wurde. Sie verwies auch auf weiterhin bestehende Gehaltsunterschiede zwischen Journalistinnen und Journalisten. „Sorgen wir dafür, dass der Weg für die nächste Generation von Frauen in den Medien gerechter wird“, verlangte die Ministerin.
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