Der Ausbildungsmarkt steht unter hohem Druck – im vergangenen Jahr hat es so viele unbesetzte Azubistellen gegeben wie nie zuvor. Wie eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesarbeitsagentur ergab, konnten 2023 insgesamt 35 Prozent aller Ausbildungsplätze nicht besetzt werden. Den Betrieben mangelt es demnach vor allem an geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern.
Die Zahl der offenen Azubi-Stellen stieg damit in den vergangenen Jahren stark an, laut IAB konnten 2010 nur 15 Prozent der Ausbildungsplätze nicht besetzt werden. „Insgesamt ist festzuhalten, dass die Rekrutierungsprobleme nahezu alle Segmente des Ausbildungsmarkts erreicht haben, in denen es zu Beginn der 2010er Jahre noch kaum Besetzungsprobleme gab“, kommentierte IAB-Forscherin Barbara Schwengler die Zahlen.
Je kleiner der Betrieb, desto größer die Probleme: Dem IAB-Betriebspanel zufolge konnten Kleinstbetriebe zuletzt 57 Prozent ihrer angebotenen Ausbildungsplätze nicht besetzen, in Großbetrieben waren es zwölf Prozent. Das Baugewerbe und personennahe Dienstleistungen, etwa Friseure, hatten die größten Probleme, hier blieb fast die Hälfte der Plätze unbesetzt. In der Gastronomie verbesserte sich die Lage zwar deutlich, doch auch hier blieben 2023 rund 38 Prozent der Azubistellen unbesetzt.
Zugleich steigt auf der anderen Seite die Zahl der Jugendlichen, die keinen Ausbildungsplatz finden. Der Studie zufolge betraf das zum Stichtag 30. September 2023 knapp 64.000 Jugendliche und damit fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Das sei vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels eine „sehr bedenkliche Entwicklung“.
Bei den Gründen für die Nichtbesetzung der Stellen gaben 51 Prozent der Betriebe an, es mangele ihnen an geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern. Bei 36 Prozent gab es von vornherein weniger Bewerbungen als Plätze, das betraf laut Studie vor allem die Land- und Forstwirtschaft sowie das Gesundheits- und Sozialwesen. In neun Prozent der Fälle entschieden sich die Interessierten letztlich doch anders.
Die Studie des IAB stützt sich auf das sogenannte Betriebspanel. Dabei handelt es sich um eine jährliche Wiederholungsbefragung unter rund 15.000 Betrieben aller Branchen und Größen mit mindestens einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten. Die Befragung erfolgt durch das Institut Verian für das IAB.
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