Die hohen Energiepreise und die Zinswende stellen die deutschen Unternehmen und ihre Zahlungsfähigkeit unter Dauerbelastung: Die Zahl der Firmeninsolvenzen ist in diesem Jahr deutlich um 23,5 Prozent im Jahresvergleich gestiegen. Wie die Auskunftei Creditreform am Montag in Neuss mitteilte, wurden in diesem Jahr 18.100 Unternehmensinsolvenzen registriert, im vergangenen Jahr waren es 14.660.
Damit bestätigt und beschleunigt sich ein Trend, der im vergangenen Jahr begonnen hatte. Nach elf Jahren rückläufiger Firmeninsolvenzen waren sie 2022 wieder um 3,8 Prozent gestiegen. „Die Zahl der Insolvenzen wird bei diesen schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch in den kommenden Monaten deutlich ansteigen“, erklärte dazu Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung.
Besonders hart traf es in diesem Jahr mittlere und große Firmen, darunter namhafte wie Peek & Cloppenburg Düsseldorf und der Real GmbH. Bei Großfirmen mit über 250 Beschäftigten gab es ein Plus von 50 Prozent verglichen mit 2022, bei mittleren Firmen (51 bis 250 Beschäftigte) stiegen die Zahlen um rund 76 Prozent. Besonders betroffen war der Bausektor.
Es traf zudem deutlich mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer: Rund 205.000 Jobs fielen weg oder waren bedroht, im vergangenen Jahr waren es 175.000. Die Gläubigerschäden stiegen auf rund 34 Milliarden Euro, nach 32,7 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.
Wie Creditreform weiter mitteilte, spiegeln die Zahlen mittlerweile auch die „dicht aufeinanderfolgenden Krisen der vergangenen Jahre“ wider. Das beschleunigte Insolvenzgeschehen dürfte dabei auch auf Nachholeffekte zurückzuführen sein: Viele Firmen, die jetzt nicht mehr könnten, hätten „jahrelang gegen multiple Krisen wie Corona, Inflation und Fachkräftemangel angekämpft“. Die Pleiten dürften demnach angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den kommenden Monaten weiter steigen.
Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen blieb hingegen wegen der guten Arbeitsmarktlage stabil. Insgesamt wurden laut Creditreform 66.200 Verbraucherinsolvenzverfahren registriert, nach 65.930 Fällen im vergangenen Jahr. Die Zahlen bei den privaten Verbraucherinnen und Verbrauchern hätten wegen der stabilen Lage am Arbeitsmarkt „bislang kaum auf die Krise reagiert“, erklärte Hantzsch.
© AFP