Politiker äußerten sich unterdessen erleichtert, dass sich zum Zeitpunkt des Einsturzes in der Nacht zum Mittwoch niemand auf der Brücke befand und keine Menschen verletzt wurden. Gleichzeitig begann die Suche nach den Ursachen für das Unglück. Laut Stadt war möglicherweise Korrosion durch Chlorid der Auslöser.
Die Feuerwehr wurde nach eigenen Angaben um 03:08 Uhr wegen des Einsturzes alarmiert. „Wir können nur dankbar sein, dass das in den Nachtstunden passiert ist“, erklärte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Er habe Gänsehaut bei der Vorstellung, dass eine Straßenbahn, Autos, Radfahrer oder Fußgänger auf der Brücke gewesen wären. Ähnlich äußerte sich Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP). „Wir können nur dankbar sein, dass niemand bei diesem schrecklichen Ereignis zu Schaden gekommen ist“, erklärte er.
„Jetzt gilt es im ersten Schritt vor allem sicherzustellen, dass ein mögliches Hochwasser an der Elbe mit Blick auf die Trümmerteile keine Gefahren für Menschen oder andere Bauwerke mit sich bringt“, fügte Hilbert hinzu. Der Deutsche Wetterdienst warnte vor Unwettern, die sich auf den Wasserstand der Elbe auswirken könnten.
Über die Brücke verkehren normalerweise neben Autos, Fußgängern und Fahrradfahrern nachts auch zwei Straßenbahnlinien. Die letzte Straßenbahn sei 18 Minuten vor dem Einsturz über die Brücke gefahren, sagte ein Sprecher der Dresdner Verkehrsbetriebe am Mittwoch. Mittlerweile würden die Linien über die benachbarten Brücken umgeleitet.
Der gesamte Bereich um die Carolabrücke blieb vorerst für den Verkehr gesperrt, ebenso die Elbe selbst. Betroffen waren auch der Elberadweg und das Terrassenufer. Es müsse nach wie vor mit Einstürzen weiterer Brückenteile gerechnet werden, sagte ein Feuerwehrsprecher am Mittwochnachmittag. Die Einsatzkräfte brächten Markierungen an der Brücke an, um messen zu können, ob sich die Brücke bewegt.
Nach Angaben des Abteilungsleiters Brücken- und Ingenieurbauwerke bei der Stadt Dresden, Holger Kalbe, lagen die abgestürzten Brückenteile am Rand nur noch auf wenigen Zentimetern auf. Es müsse nun ein Abbruchkonzept erarbeitet werden, sagte er. Auch müsse geprüft werden, inwieweit die noch stehenden Brückenteile Schaden genommen hätten. Sie seien möglicherweise auch gefährdet.
Unterdessen lief die Suche nach der Ursache für den Einsturz an. Abteilungsleiter Kalbe äußerte die Vermutung, dass zu DDR-Zeiten ein massiver Clorideintrag stattgefunden habe. Zwar sei in der Vergangenheit bereits ein Chloridentzug an dem Bauwerk vorgenommen worden, es könne aber einen neuen Eintritt gegebenen haben, sagte Kalbe.
Die Stadt beschäftige sich seit vielen Jahren mit dem Risiko, das von der Brücke ausgehe. Deshalb seien zwei der drei Brückenzüge in den vergangenen Jahren saniert worden. Der nun eingestürzte Brückenzug sollte 2025 instandgesetzt werden. Dass der Zustand „so schlimm“ war, sei nicht voraussehbar gewesen, sagte Kalbe.
Die Polizei warnte indes vor Falschmeldungen, die zur Einsturzursache kursierten. „Bislang gibt es keine Anhaltspunkte für eine Dritteinwirkung“, teilten die Beamten mit. Es werde derzeit nicht ermittelt, betonte ein Sprecher.
Noch während der Lageerkundung durch die Feuerwehr in der Nacht waren an der Abbruchkante zwei Fernwärmerohre mit jeweils einem halben Meter Durchmesser geborsten. Dadurch kam es zu einem massiven Austritt von Heißwasser, das Teile des Terrassenufers komplett unter Wasser setzte.
Die gesamte Versorgung der Stadt Dresden mit warmem Wasser war zwischenzeitlich unterbrochen. Dem Versorgungsdienstleister Sachsen Energie zufolge handelte es sich um eine der Haupttrassen, die Alt- uns Neustadt miteinander verband. Am Vormittag konnte die Altstadt wieder mit Fernwärme versorgt werden, später sollte dies auch für die gesamte Neustadt gelten.
Von der unterbrochenen Fernwärmeversorgung waren laut Stadt mehrere Standorte des Städtischen Klinikums betroffen. In den kritischen Bereichen seien „technische Maßnahmen“ getroffen worden, um die Patienten vor dem Auskühlen zu schützen. Langandauernde Operationen seien für Mittwoch abgesagt worden.
Die Trinkwasserversorgung in Dresden war laut Stadt nicht betroffen, weil die Trinkwasserleitung, die beide Stadtteile miteinander verbindet, über den bereits sanierten östlichen Brückenzug führt. „Sollte eine Abstellung der Leitung nötig werden, ist die Trinkwasserversorgung der gesamten Stadt auf anderen Wegen garantiert“, hieß es.
Die gut 30 Meter breite heutige Carolabrücke, benannt nach der Ehefrau des sächsischen Königs Albert, Carola von Wasa-Holstein-Gottorp, wurde im Jahr 1971 fertiggestellt. Sie ist eine der wichtigsten innerstädtischen Verkehrsadern über die Elbe.
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