Magdeburg – Gemeinsam gestalten die Stadt und ein breites Bündnis von zivilgesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren den Gedenktag und erinnern an die verheerenden Folgen des Nationalsozialismus. Neben der offiziellen Kranzniederlegung in Gedenken an die Opfer der Luftangriffe auf dem Westfriedhof finden überall in der Stadt weitere Veranstaltungen statt.
„Die Kriegsnacht vor 80 Jahren, ihre vielen zivilen Opfer und das Ausmaß der Zerstörung prägte hunderttausende Magdeburgerinnen und Magdeburger. Heute gibt es immer weniger Zeitzeugen und deren Nachkommen, die sich daran erinnern können. Deshalb müssen wir in den kommenden Jahren umso mehr darauf achten, dem Gedenken einen würdigen Rahmen zu bieten. Wenn die Erinnerung verblasst, müssen wir das Gedenken stärken“, betont die Oberbürgermeisterin Simone Borris die Relevanz einer würdigen Gedenkkultur rund um das historische Ereignis.
Mit Blick auf die Geschehnisse der vergangenen Wochen hält sie zudem fest: „Anteilnahme, Zusammenhalt und Gedenken sind die Stärken unserer Magdeburger Gemeinschaft. Deshalb können wir mit Fassung, klaren Worten und einer Kraft, die wir aus unserem Zusammenhalt schöpfen, gemeinsam in die Zukunft gehen.“
Kranzniederlegung auf dem Westfriedhof
Das zentrale Gedenken der Landeshauptstadt Magdeburg beginnt am 16. Januar um 15.00 Uhr auf dem Westfriedhof mit einem Schweigemarsch von der Kapelle zur Gedenkstätte für die Opfer des Luftangriffes vom 16. Januar 1945. Anschließend an die Kranzniederlegung vor Ort werden die Oberbürgermeisterin Simone Borris, der Landesverbandsvorsitzende des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge Rüdiger Erben, der Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Stephan Hoenen und der Diakon der Kathedralpfarrei St. Sebastian Wolfgang Gerlich Worte zum Gedenken der Opfer von Krieg und Gewalt sprechen.
Auftakt der Aktionswoche „Eine Stadt für alle“
Die Veranstaltung „Magdeburg singt“ steht in diesem Jahr im Gedenken an die Opfer des 20. Dezembers als besonderes Zeichen der Hoffnung und des Zusammenhalts in Magdeburg. Oberbürgermeisterin Simone Borris wird das Friedenssingen auf dem Alten Markt als Schirmherrin um 18.00 Uhr mit einem Grußwort eröffnen. Zudem unterstützen auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff das Gedenken mit einem Redebeitrag.
Mit dem Friedenssingen auf dem Alten Markt beginnt auch die Aktionswoche „Eine Stadt für alle“ des Bündnisses Weltoffenes Magdeburg, einem Zusammenschluss vieler Akteurinnen und Akteure, die sich für ein tolerantes und demokratisches Magdeburg einsetzen.
Zudem wird um 20.00 Uhr im Opernhaus wieder die neunte Sinfonie Ludwig van Beethovens, in Teilen bekannt als „Ode an die Freude“, gespielt. Die Magdeburger Singakademie, der Opernchor des Theaters Magdeburg und die Magdeburgische Philharmonie führen mit ihrem Gedenkkonzert „Für eine friedliche Welt“ eine jahrzehntealte Tradition in Magdeburg fort: Mit der Aufführung des Beethoven-Stücks durch das Städtische Orchester fand im Jahr 1961 erstmals ein Gedenkkonzert zum Anlass des 16. Januar 1945 statt.
Weitere Infos zum Programm der Aktionswoche und das Notenheft zum Friedenssingen gibt es unter www.einstadtfueralle.info.
Hintergrund zum 16. Januar 1945
Die Bombardierung der Magdeburger Innenstadt am 16. Januar 1945 war einer der verheerendsten Luftangriffe in der deutschen Geschichte und galt der Zivilbevölkerung. Rund 90 Prozent der Bebauung zwischen Universitätsplatz und Dom wurden zerstört. Etwa 2.000 Magdeburgerinnen und Magdeburger starben an den Folgen des Feuersturms. Ca. 190.000 Menschen wurden in dieser Nacht am Ende des Zweiten Weltkriegs obdachlos. Bis die Stadt trümmerfrei war, dauerte es 15 Jahre.
Der 16. Januar markiert bis heute einen bedeutenden Tag im städtischen Gedenkkalender. Er steht allgemein für die Zerstörung Magdeburgs im Zweiten Weltkrieg. Als wichtiger Rüstungsstandort und zentraler Verkehrsknotenpunkt stand Magdeburg grade zum Ende des Zweiten Weltkriegs viele Male unter Beschuss. Zwischen Februar und April 1945 gab es fast täglich Angriffe von Tieffliegern.
Am Abend des Gedenktags läuten um 21.28 Uhr, dem Zeitpunkt des Beginns der Bombardierung vor 80 Jahren, traditionell die Glocken vieler Kirchen. Die Magdeburgerinnen und Magdeburger werden damit aufgerufen, im Stillen der Opfer von Krieg, Gewalt und Verfolgung zu gedenken.
In den vergangenen drei Jahrzehnten gab es immer wieder Bestrebungen von rechten Gruppierungen, das Gedenken an die Opfer und die Erinnerung an die verheerende Kriegsnacht zu vereinnahmen. Jährlich stellt sich die Magdeburger Stadtgesellschaft der Verantwortung, dass der Gedenktag in einem würdigen Rahmen stattfindet.