Oxfam fordert angesichts von Ungleichheit Besteuerung großer Vermögen

Die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam hat anlässlich des Beginns des Weltwirtschaftsforums in Davos eine Besteuerung großer Vermögen gefordert.

Die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam hat anlässlich des Beginns des Weltwirtschaftsforums in Davos eine Besteuerung großer Vermögen gefordert. „Während Milliarden von Menschen die Schockwellen von Pandemie, Inflation und Krieg ertragen müssen, boomen die Vermögen der Milliardäre und Milliardärinnen“, erklärte Serap Altinisik, geschäftsführende Vorstandsvorsitzende von Oxfam Deutschland, am Montag anlässlich der Veröffentlichung des Berichts „Inequality Inc“.

Aus dem Oxfam-Bericht geht hervor, dass die fünf reichsten Männer der Welt ihr Vermögen seit 2020 von 405 Milliarden Dollar (rund 369 Milliarden Euro) auf 869 Milliarden Dollar mehr als verdoppelt haben. Das entspreche im Durchschnitt einem Gewinn von 14 Millionen Dollar pro Stunde, heißt es in der Studie. Gleichzeit seien weltweit fast fünf Milliarden Menschen ärmer geworden.

„Diese zunehmende soziale Ungleichheit stellt Gesellschaften vor immer größere Zerreißproben“, stellte Altinisik fest. Sie verstärke geschlechtsspezifische und rassistische Diskriminierungen, untergrabe die Demokratie und trage maßgeblich dazu bei, „dass die Klimakrise sich zu einer Katastrophe“ ausweite. „Wir brauchen eine Besteuerung hoher Vermögen, damit auch die Superreichen ihren gerechten Beitrag zum Gemeinwohl leisten“, forderte Altinisik.

Im Schweizerischen Davos beginnt am Montag das Weltwirtschaftsforum. Das Treffen hochrangiger Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft wird in diesem Jahr vom russischen Angriffskrieg in der Ukraine und dem Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas überschattet.

Wie in jedem Jahr werden auch Proteste das Treffen begleiten. Bereits für Sonntag hatte die Sozialistische Jugend der Schweiz zu einer Demonstration aufgerufen, um „ein geschlossenes Treffen der Reichen und Mächtigen“ anzuprangern.

Dem Oxfam-Bericht zufolge sind alle Milliardärinnen und Milliardäre zusammen heute um 3,3 Billionen Dollar reicher als 2020. Ihr Vermögen sei damit dreimal so schnell wie die Inflationsrate gewachsen. Das Gesamtvermögen der fünf reichsten Deutschen ist laut Oxfam seit 2020 inflationsbereinigt um rund drei Viertel gewachsen, von rund 89 Milliarden Dollar auf 155 Milliarden Dollar.

Wie aus dem Bericht weiter hervorgeht, haben 148 der weltweit größten Konzerne in den zwölf Monaten bis Juni 2023 insgesamt 1,8 Billionen US-Dollar an Gewinnen eingefahren. Auch der Aktienbesitz komme in erster Linie den reichsten Menschen der Welt zugute. Das weltweit reichste Prozent besitzt demnach 43 Prozent des gesamten Finanzvermögens, in Deutschland 41,1 Prozent.

Oxfam schlägt ein Steuermodell vor, das zwei Prozent Steuern auf Vermögen von mehr als fünf Millionen Dollar vorsieht. Vermögen von mehr als 50 Millionen Dollar sollen mit drei Prozent und Vermögen in Höhe von mehr als einer Milliarde Dollar mit fünf Prozent besteuert werden. Die dadurch eingenommenen Mittel sollen demnach in den Klimaschutz, den Ausbau von Bildung, die Gesundheitsversorgung und soziale Absicherung investiert werden.
© AFP

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