Das ist ein Ergebnis des am Mittwoch vorgestellten Berichts des Ostbeauftragten der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD), zum Stand der deutschen Einheit. Demnach waren zum Stichtag 30. Juni dieses Jahres 81,2 Prozent des Führungspersonals der obersten Bundesbehörden gebürtig aus den westdeutschen Bundesländern und 15 Prozent aus den ostdeutschen Ländern inklusive Berlin.
Gegenüber dem Vorjahr ist das nur eine kleine Veränderung – damals waren 81,9 Prozent aller Führungskräfte gebürtig aus Westdeutschland und 14,3 Prozent aus Ostdeutschland inklusive Berlin. Jeweils 3,8 Prozent stammten ursprünglich aus dem Ausland. Nach Abzug der gebürtigen Berlinerinnen und Berliner ergibt sich nur noch ein Ost-Anteil von 7,8 Prozent (2024) und 7,3 Prozent (2023). Zu den obersten Bundesbehörden zählen etwa die Bundesministerien, das Bundeskanzler- und das Bundespräsidialamt.
In den direkt unterstellten so genannten oberen Bundesbehörden – etwa dem Statistischen Bundesamt, dem Umweltbundesamt oder der Bundesagentur für Arbeit – sieht das Bild ähnlich aus. Zur Mitte dieses Jahres kamen dem Bericht zufolge 84,9 Prozent aus dem Westen, aus den ostdeutschen Ländern inklusive Berlin genau zwölf Prozent. Hier verschob sich das Verhältnis im Vergleich zum Vorjahr sogar noch minimal zugunsten Westdeutschlands.
Der Bericht sieht einen Grund für die Unterrepräsentation von Ostdeutschen in Führungspositionen darin, dass der Hauptsitz dieser Behörden größtenteils in Westdeutschland liegt. „Dadurch erfolgten die Personalrekrutierung und Karriereförderung über viele Jahre hinweg überwiegend dort“, heißt es in dem Dokument.
Der Ostbeauftragte Schneider stellte den Bericht am Mittwoch zunächst im Bundeskabinett und anschließend in einer Pressekonferenz vor. Er trägt den Titel „Ost und West. Frei, vereint und unvollkommen“ und soll unterschiedliche Perspektiven auf Ostdeutschland geben. ,Er umfasst ein Vorwort Schneiders sowie Gastbeiträge von 19 Autorinnen und Autoren, darunter dem polnischen Friedensnobelpreisträger und ehemaligen Gewerkschaftsführer und Staatspräsidenten, Lech Walesa. Er habe Autorinnen und Autoren eingeladen, „einen anderen Blick auf Deutschland zu werfen“, sagte Schneider bei Vorstellung.
„Noch immer fließen ostdeutsche Perspektiven zu selten in die öffentliche Debatte ein“, beklagt der Ostbeauftragte in seinem Vorwort. „Das liegt auch daran, dass zu wenige Ostdeutsche Führungspositionen innehaben.“ Das betreffe Medien, Wirtschaft und die Rechtsprechung – „überall sind die Chefetagen weit überdurchschnittlich mit Westdeutschen besetzt.“
Ostdeutsche machten fast 20 Prozent der deutschen Bevölkerung aus. Nur acht Prozent der führenden Medienmacher und nur vier Prozent der Wirtschaftsbosse seien aber in Ostdeutschland geboren. „So verschenkt unser Land viel wertvolles Potenzial“, schreibt Schneider. Die Unterrepräsentation sei auch einer der Gründe, warum sich Ostdeutsche noch immer als Bürgerinnen und Bürger zweiter Klasse fühlten, betonte Schneider bei der Vorstellung des Berichts.
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