Kreis Unna – Sie passen leicht in die Tasche, schmecken süß und fruchtig – und sehen mehr oder weniger cool aus: Vapes, elektronische Zigaretten, erfreuen sich vor allem bei Jugendlichen großer Beliebtheit. Sie sind in Supermärkten oder an Kiosken leicht erhältlich und schnell aufgebraucht. Vapes sind nicht nur ein gesundheitliches Problem, sie sind vor allem ein Problem für Natur und Umwelt.
Einweg-Vapes werden häufig falsch entsorgt
Der Planet Erde ist für Marius Schäfer aus Wickede (Ruhr) gewissermaßen Handwerkszeug. Als Geodatenmanager sammelt der 27-Jährige für den Kreis Unna im Fachbereich Geoinformation und Kataster Geodaten, erstellt daraus Karten und Planwerke, konzeptioniert und entwickelt Geodienste, wie sie beispielsweise im Geoservice des Kreises zu finden sind. Die Daten sammelt er draußen – und dabei ist ihm zuletzt immer häufiger aufgefallen, dass Vapes falsch entsorgt werden. Sie landen in öffentlichen Mülleimern – schlimmstenfalls sogar in der Natur. Und das ist ein ernstzunehmendes Problem.
Vapes sind E-Zigaretten (Vapes = Vaporizer, dt. Verdampfer). Während einige Modelle von E-Zigaretten nachfüllbar sind, handelt es sich bei den aktuell im Trend liegenden Vapes größtenteils um Einwegprodukte. Sie sind für die sprichwörtliche Tonne gemacht; aber da gehören sie keinesfalls rein. Es handelt sich um elektronische, akkubetriebene Geräte. Deshalb müssen sie letztlich wie alle anderen Elektrogeräte fachgerecht über Wertstoffhöfe oder andere Rückgabestellen entsorgt werden.
Genau darin liegt laut Marius Schäfer das Problem: „Viele Menschen empfinden das wahrscheinlich als unpraktisch. Gleichzeitig wissen sie nichts über die Existenz entsprechender Abgabestellen oder über die Pflicht die Vapes als Elektronikschrott gesondert zu entsorgen.“
Erfindergeist für Natur und Umwelt
Deshalb ist Marius Schäfer unter die Erfinder gegangen. Er hat Wandaschenbecher zu abschließbaren Sammelbehältern umfunktioniert und ihnen neues Design gegeben. Er verbindet damit zweierlei Hoffnung: An Schulen, Sportplätzen, Supermärkten und ähnlich stark frequentierten Orten sollen sie eine einfache und praktische Entsorgung ermöglichen – mit dem auffälligen Design soll er die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, um durch einen aufgebrachten QR-Code soll gleichzeitig aufklärt und sensibilisiert werden. Die ganze ehrenamtliche Initiative nennt er VapeAway – weitere Informationen gibt es auf vapeaway.de.
„Viele wissen nicht, dass Einweg-Vapes wegen des verbauten Akkus Elektroschrott sind“, sagt Schäfer. „Deshalb landen sie oft im Hausmüll oder in der Natur, obwohl sie eigentlich kostenlos beim Wertstoffhof oder auch in größeren Supermärkten entsorgt werden können.“ Allein in den letzten sechs Monaten habe er in seiner Heimatgemeinde Wickede (Ruhr) über 60 Vapes aus der Natur gesammelt – jeder einzelne sei zu viel, so Schäfer mit Verweis auf die verbauten Akkus.
Und das weiß ja eigentlich jeder: Batterien und auch Akkus enthalten Schwermetalle oder andere hochgiftig Stoffe, die den Boden, Wasser und Lebewesen schwer schädigen können; verrotten sie in der Natur, sickern Schadstoffe in den Boden und dann ins Grundwasser. Von Brandgefahr bei beschädigten Akkus und Ressourcenverschwendung ganz abgesehen.
Die ersten Prototypen sind bereits fertiggestellt – nun beginnt die nächste Phase: ein Feldversuch. Ziel ist es, die Behälter buchstäblich unters Volk zu bringen und zu beobachten, ob und wie gut sie im öffentlichen Raum genutzt werden. Erste Sammelstellen gibt es bereits in Geschäften – unter anderem im Edeka Nüsken (ehemals Schulz, Unna, Neue Mühle) – sowie in weiteren Lebensmittelmärkten und Kiosken in Fröndenberg, Wickede (Ruhr), Neheim und Ense-Bremen. Der neue Outdoor-Behälter soll dieses bestehende Angebot gezielt an stark frequentierten Orten im öffentlichen Raum ergänzen. Für ihn steht fest: Jeder Vape, der nicht recycelt werden kann oder achtlos in der Natur landet, ist einer zu viel.
Erfolgreicher „Pitch“ bei Landrat Löhr
Sein erster „Pitch“ führte ihn jetzt zu seinem Chef: Landrat Mario Löhr hörte sich die Idee an – und war gleich voll des Lobes; für das Projekt VapeAway genauso wie für den Erfinder: „Marius Schäfer hat das Problem gesehen und direkt angepackt – genau dieses Engagement schätze ich und unterstütze ich natürlich gerne.“ Er sagte seinem Mitarbeiter Unterstützung zu, knüpfte Kontakt zum Gebäudemanagement der Kreisverwaltung und zur GWA. Gemeinsames Ziel ist jetzt, in der Region weiter VapeAways anzubringen und zu verteilen. Danach soll ausgewertet werden, ob und wie gut sie angenommen werden.