Rhein-Kreis Neuss: Projekt „aufgeweckt“ zieht Bilanz

Zehn Jahre lang hat das Kreisgesundheitsamt zusammen mit Partnern im Rahmen des Projektes „aufgeweckt“ ein gesundes Aufwachsen der Kinder in den Neusser Stadtteilen Weckhoven und Erfttal gefördert.

Rhein-Kreis Neuss – Weil nun die maximale Förderungsdauer erreicht wurde, läuft das Projekt des Kinder- und Jugendärztlichen Gesundheitsdienstes des Rhein-Kreises Neuss Ende des Jahres aus. Mit zahlreichen Präventionsmaßnahmen wurden Kinder und Familien frühzeitig unterstützt, indem sie gezielt Zugang zu Hilfs- und Förderangeboten erhielten.

Bei einem Treffen zogen die Projekt-Beteiligten eine positive Bilanz und stellten fest, dass nachhaltige Impulse über die Projektzeit hinaus gegeben wurden. Kreisgesundheitsdezernent Gregor Küpper bedankte sich bei allen Förderern und Akteuren: „Die zehn Projektjahre waren vor allem deshalb erfolgreich, weil ein gut funktionierendes Netzwerk und Menschen mit dem Blick für Bedürfnisse der Kinder in Stadtteilen mit sozialer Benachteiligung die Inhalte maßgeblich mitgestaltet und umgesetzt haben.“

Von Beginn an mit im Boot waren zahlreiche Krankenkassen, die nicht nur finanziell, sondern auch als Impuls- und Feedbackgeber in den jährlichen Lenkungsgruppensitzungen unverzichtbar waren. Sie waren ebenso bei dem Treffen dabei wie die pädagogischen Fachkräfte aus den Stadtteilen Neuss-Weckhoven und Neuss-Erfttal, mit denen das Kreisgesundheitsamt „aufgeweckt“ umgesetzt hat: Erzieherinnen und Erzieher, Lehrkräfte und Sozialpädagogen ebenso wie Mitarbeitende aus den Offenen Ganztagsschulen und Jugendfreizeiteinrichtungen.

Was hat das Projekt „aufgeweckt“ in Weckhoven und Erfttal verändert? Dieser Fragestellung ging Dr. Simone Weyers, Lehrbeauftragte am Institut für Medizinische Soziologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, nach. Sie machte deutlich, dass pädagogische Fachkräfte neue Impulse erhielten und Kompetenzen in den vier Bereichen Ernährung, Bewegung, Stressregulation und Digitale Medien ausbauten. So wurden zum Beispiel in den Einrichtungen regelmäßige Bewegungsparcours und ein Medienpass eingeführt. Zudem verfügen die Kinder nun über mehr Gesundheitswissen, erlernten neue Fertigkeiten und entwickelten sich gesundheitlich besser als zuvor, insbesondere mit Blick auf das Gewicht. Dr. Weyers zitierte in ihrem Resümee aus einem Interview, das sie mit Akteuren geführt hatte: „Da hat sich über die vielen Jahre sehr viel im Bewusstsein der Eltern und auch der Kinder und der Mitarbeitenden verändert.“

Das Kreisgesundheitsamt hatte „aufgeweckt“ über die gesamte Laufzeit mit ärztlichen Untersuchungen im Rahmen von „prokita“ begleitet. Mehr als 2 000 Untersuchungen fanden statt; darüber hinaus wurden Eltern und das pädagogische Personal fachkundig beraten. Zum Schluss wurde die Untersuchungsreihe mit „prokita maxi“ auf eine zusätzliche Untersuchung der Viertklässler ausgeweitet, gefördert durch die Marandi-Stiftung.

Mit 46 Maßnahmen für Kinder, Eltern und pädagogische Fachkräfte wurden über 5 000 Teilnehmende erreicht. Nachhaltige Impulse gab es durch diverse Multiplikatorenschulungen, Kooperationen – zum Beispiel mit der TG Neuss – und Veränderungen in den Einrichtungen selbst. Unter anderem schafften diese zusätzliche Bewegungsmaterialien an und passten ihre Speisepläne an die aktuellen Ernährungsempfehlungen an.

Bei ihrem Treffen blickten die Förderer und Akteure auf die einzelnen Projektphasen zurück. So wurde in der ersten Phase im Stadtteil Neuss-Weckhoven das pädagogische Personal in Kitas und Familienzentren in den Bereichen Kinderernährung, Bewegung und Entwicklungspsychologie fortgebildet. Der intensive Ausbau der U3-Betreuung wurde mit Fortbildungsmaßnahmen wie „Pflege & Hygiene“ oder „Optimale Ernährung für Kleinkinder“ und „Erste-Hilfe-Kurse für Eltern“ begleitet. Zahlen belegen den Erfolg: 80 Prozent der Erzieherinnen und Erzieher konnten die Kursinhalte sehr gut oder gut in den Arbeitsalltag integrieren. Über 50 Prozent stellten darüber hinaus nach der Umsetzung der Fortbildungsinhalte Veränderungen in der Kita fest – hin zu einer gesunden Ernährung und ausreichend Bewegung.

2017 kam in der zweiten Projektphase der Stadtteil Neuss-Erftal hinzu. Ergänzend wurden zu den Kitas auch die Grundschule „Kyburg“ in Weckhoven und die „Gebrüder-Grimm Schule“ in Erfttal mit einbezogen. Während der Corona-Pandemie fanden die Partner flexible, neue Lösungen und Wege, um das Projekt fortzusetzen. 2021 schließlich startete die dritte und letzte Phase, die auch Jugendfreizeiteinrichtungen in beiden Stadtteilen mit einbezog. Weiterhin griff der neue zusätzliche Schwerpunkt „Digitale Lebenswelten“ ein Thema auf, das auch weiterhin aktuell ist.

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